Pro Kapitel eine Zahl – es fängt bei 11 000 an, und bald wird klar, es sind Tiefenmeter. Elf Kilometer tief ist der Marianengraben, lernen wir von Paula, der Ich-Erzählerin dieses Romans. Und dieser Graben mit der verbundenen Dunkelheit steht sinnbildlich für die tiefe Depression, in der sie sich seit dem Tod ihres Bruders befindet.
- “Elftausend Meter unter Wasser sind gleichbedeutend mit einem Meter neunzig unter der Erde, der Tiefe deines Grabes.”
Paula wendet sich in ihrer Erzählung immer wieder direkt an ihren Bruder, als ob sie ihm einen Brief schreiben würde. Sie erinnert sich an gemeinsame Erlebnisse oder erzählt von ihren skurrilen Erfahrungen, die er bestimmt KRASS finden würde. Von eigentümlichen Abenteuern kann sie nach ihrem nächtlichen Besuch auf dem Friedhof einiges erzählen. Dort trifft sie auf einen greisen Grabschänder und hilft ihm nicht nur bei der Flucht. Eine von mehreren überraschenden Wendungen, die dem Buch die notwendige Spannung und Leichtigkeit verleihen. Die junge Paula wird mit der Trauer kaum fertig, während der 80-jährige Helmut schon mehrere Schicksalsschläge und Verluste verkraften musste, die auch einige unorthodoxe Entscheidungen nach sich gezogen hatten. Jedenfalls freunden sie sich an - oder so ähnlich. Und siehe da: Kapitel für Kapitel sinkt der Tiefenmeterstand und lässt Paula wieder ins Leben auftauchen, während Helmut langsam den entgegengesetzten Weg geht. Das Leben mit Anfang und Ende und dem Dazwischen. Lesenswert und liebenswert.