Der fünfte Fall für Washington Poe und Tilly Bradshaw ist ein cleveres Locked-Room-Mystery mit gleich zwei verschiedenen Ermittlungen. M. W. Craven schreibt erneut als allwissender Erzähler: er startet einmal mehr mit der Täterperspektive, die meiste Zeit erzählt er jedoch aus Sicht seines Ermittlers, Poe. Die Kapitel sind wieder kurz und enden häufig mit Cliffhangern, die uns zusätzlich zur Rätselspannung bei der Stange halten. Zeitlich springen wir gerade gegen Ende öfter mal vor und zurück, zahlreiche überraschende Wendungen inklusive. Craven nutzt somit die ihm zur Verfügung stehenden Mittel aus, um auf verschiedene Weisen für Spannung zu sorgen. Gelegentlich ertappe ich mich bei dem Gedanken, dass er es ein bisschen übertreibt, aber ich lese die Bücher trotzdem unheimlich gerne, das war auch beim «Botaniker» nicht anders.
Die Motivation hinter den Morden kann ich bei Krimis allgemein nicht immer ganz nachvollziehen, aber auch das ist okay. Poes und Tillys Charaktereigenschaften trägt Craven erneut etwas dick auf, wodurch manche Dialoge etwas leicht Klamaukiges bekommen. Die Nebenfiguren sind teils etwas eindimensional und wir verbringen diesmal weniger Zeit in Cumbria. Estelle Doyle erhält hingegen mehr Raum und wir bekommen eine sensiblere Seite von ihr zu sehen. Super sind einmal mehr die Details, diesmal aus dem pharmazeutischen Bereich und dem Forschungsalltag!
Gerade die Mischung aus cleverer Rätselspannung, Humor und den gut recherchierten Details sorgt dafür, dass ich die Fälle so gerne lese und weiterempfehle, trotz kleinerer Wermutstropfen.
Aus dem Englischen übersetzt von Marie-Luise Bezzenberger.