Dieses Buch hat mich berührt – aber auf eine fordernde, manchmal beklemmende Weise. Ich habe Rosas Schmerz gespürt, ihre Sehnsucht, ihre Einsamkeit. Gleichzeitig war es schwer, tatenlos mitanzusehen, wie sie sich immer tiefer in sich selbst verliert. Rosa ist eine Frau, die nicht loslassen kann. Die Vergangenheit ist ihr Zuhause, ihre Droge, ihr Fluch. Und genau so liest sich dieser Roman: wie ein endloser Rausch aus Erinnerungsfetzen, Zigarettenqualm und melancholischer Musik, die nur im Kopf spielt.
Ich war beeindruckt davon, wie gut Emily Marie Lara die Sehnsucht nach der Jugend, nach Freundschaften, die wie ein Zuhause waren, greifbar macht. Dieses Gefühl, dass die Zeit stehen geblieben ist, während alle anderen weiterziehen – das war schmerzhaft schön beschrieben. Aber gleichzeitig war es zermürbend, Rosa zu begleiten. Sie tritt auf der Stelle, kreist um sich selbst, verliert sich in absurden Handlungen, die mehr nach Hilfeschrei als nach Handlung wirken. Man will sie schütteln, ihr sagen: «Wach auf!» – aber sie hört nicht hin.
Der Schreibstil spiegelt diesen inneren Zustand auf beklemmende Weise. Fragmentiert, sperrig, manchmal poetisch, oft verwirrend. Es gibt keine klare Struktur, keine einfachen Antworten. Stattdessen: Gedankensprünge, Sprachenwechsel, Erinnerungsfetzen. Ich musste oft innehalten, manchmal zurückblättern. Das Buch verlangte viel – vielleicht zu viel.
Was mich besonders beschäftigt hat, war die Abwesenheit von Reflexion. Rosa hinterfragt sich kaum. Alles dreht sich um ihr eigenes Empfinden, ihre Vergangenheit, ihre Einsamkeit. Andere Figuren bleiben schemenhaft, als wären sie nur Projektionsflächen ihrer Erinnerungen. Und vielleicht ist genau das der Punkt – aber genau das machte es auch so schwer, länger in ihrer Welt zu verweilen.
Ein Buch für Leser:innen, die sich auf Sprachbilder und Stimmungen einlassen können, weniger auf Handlung oder Entwicklung angewiesen sind und Lust haben, in das Innenleben einer verlorenen Seele einzutauchen – auch wenn das manchmal unbequem wird.