Die junge Wahrsagerin Anne möchte ihrem alten Dasein entfliehen, da sie nicht das elende Schicksal ihrer Mutter erleiden will. Als sich ihr die Chance eröffnet, als Pferdeknecht verkleidet ins Heilige Land zu reisen, zögert sie nur kurz. Sie begleitet den Tempelritter Thibaud und seine Entourage. Nicht alle sind von Anne begeistert, die durch ihre besondere Gabe bald eine Sonderstellung einnimmt. Sie macht sich dadurch einen unversöhnlichen Feind . Und auch Thibaud, in den sich Anne mittlerweile verliebt hat und seine Begleiter haben es mit einem unsichtbaren und gefährlichen Feind zu tun . Sie wollen das Heilige Kreuz erwerben und das weckt die Begehrlichkeiten mächtiger Männer.
Wer nun glaubt, die Autorin erzählt “nur” eine wunderschöne Liebesgeschichte , der irrt in meinen Augen , denn sie erzählt parallel dazu das Schicksal der jugendlichen Teilnehmer an den Kinderkreuzzügen. Dieser Teil des Buches hat mich sehr bewegt, da diese Dinge tatsächlich passiert sind. Ich kann nur zum Teil erfassen, mit welcher Begeisterung und heiligem Eifer sich die Kinder auf den Weg gemacht haben, um das Heilige Grab von den Heiden zu befreien. Was ihnen dann widerfährt , ist einfach nur grausam und ungerecht. Es zeigt, dass es keinen schlimmeren Feind gibt, als die Habgier des Menschen.
Spannend und ebenfalls berührend war Annas Geschichte, wenn auch auf eine andere Weise . Mit ihr habe ich gelitten und gehofft. Besonders bewundert habe ich sie für ihren Mut und Geistesgegenwärtigkeit . Auch hier zeigt sich, dass wer im Auftrag Gottes unterwegs ist, nicht immer vertrauenswürdig und rechtschaffend ist. Ich musste mehrfach um Annes und Thibauds Leben fürchten. Hier hätte ich Thibaud manchmal für seine Vertrauensseligkeit, die fast schon naiv war, schütteln mögen.
Gut gefallen haben mir die Beschreibungen der Landschaft und einiger Sitten und Gebräuche zur damaligen Zeit. die viel zum exotischen Atmosphäre beigetragen haben. Mir hat das Lesen viel Spaß gemacht. Der Roman hatte für mich die nötige Spannung, sprach meine Gefühle in vielfältiger Weise an und nicht zuletzt gab es den vergessenen Teilnehmern der Kinderkreuzzüge eine Stimme.