Baberowski nimmt uns mit in die bewegenden Tage der Oktoberrevolution. Wir erleben das Geschehen aus der Perspektive verschiedener Akteure und Beobachter, man merkt, dass der Autor aus einer Fülle von zeitgenössischen Quellen schöpfen kann. Die vielen Details haben es mir als Laien zwar manchmal etwas schwergemacht, mir alles zu merken. Entscheidend ist aber das Gesamtbild der Tage, das Baberowski hier mit feinen Pinselstrichen zu einem großen Ganzen führt und uns insbesondere atmosphärisch mitnimmt. Kennern der Epoche dürften die zahlreichen Details natürlich sehr gefallen.
Was mir nicht ganz so gut gefallen hat, war: Dafür, dass der Titel “Die letzte Fahrt des Zaren” ist, erhält der Zar mitsamt seiner doch recht tragischen persönlichen Geschichte selbst über lange Strecken recht wenig Raum. Das macht natürlich größtenteils Sinn, weil es eben um die Hintergründe für seine letzte “Fahrt” geht. Das politische Klein-Klein war mir als Laie teils allerdings etwas zuviel und habe ich bei dem Titel auch nicht erwartet.
Was ich mitnehme, ist ein größeres Verständnis für diese Epoche in Russland. Mir hat es Freude gemacht, nach langer Zeit mal wieder ein Sachbuch zu lesen und ich bin dazu motiviert, wieder mehr nach Sachbüchern zu greifen. Abgerundet wird das Buch durch zahlreiche Bilder der Zeitgenossen sowie durch Karten und ein ausführliches Quellenverzeichnis.