“Schalen von Sonnenblumenkernen knacken unter meinen Füssen, in der Ferne röhrt eine getunte Karre.” So beginnt Bianca Nawraths Roman “Iss das jetzt, wenn du mich liebst”.
Kinga lernt an diesem Abend Mahmut kennen, lieben und lebt bald einige Jahre mit ihm zusammen, ohne es ihren Eltern zu sagen. Ihre Eltern sind polnische Einwanderer mit eher traditioneller Weltsicht, leben immer noch im märkischen Viertel Berlins in einem Plattenbau. Mahmut ist Deutscher mit türkischen Wurzeln, und alles andere als das, was sich die Eltern für ihre Tochter gewünscht haben, nur, weil er “Türke” ist. Als Kinga sich dann aufrafft und ihre Beziehung mitteilt, stößt sie auf wenig Begeisterung. Deshalb wird der bemühte Mahmut zum Kennenlernen zur Hochzeit von Kingas Cousine Marta mitgeschleppt, und an diesem Wochende müssen sich Kinga und Mahmut all dem stellen, was man kurz unter “konservative ländliche polnische Behäbigkeit trifft auf urbanes Berlin”
zusammenfassen möchte. Aber zusätzlich ploppt all das auf, was jahrelang schon totgeschwiegen und organisiert wurde, dem Famllienfrieden zu liebe. Die Trunksucht des Vaters ist so ein Thema. Die Rolle der Mutter von Kinga, einer Löwin, die aber materiell von ihrem rückfälligen alkoholsüchtigen Mann abhängig ist. Das ist witzig, berührend, aber unfassbar traurig mitunter auch. Der Autorin gelingt es meisterhaft dieses Milieu der Einwandererfamilien warmherzig aber ohne Scheuklappen zu beschreiben. Ein Buch, das nicht nur durch ein freches Cover überrascht, sondern leicht und frech ernste Fragen stellt.