Autorin Heike Geißler scheint sich in ihrem schriftstellerischen Schaffen schon öfter mit dem Thema «Arbeit» befasst zu haben. Für mich ist ihr Essay zum Thema, das nun in der Reihe «Leben» von Hanser erschienen ist, das erste Buch, das ich von ihr lese.
Ich habe mir in den letzten anderthalb Jahren immer öfter Gedanken gemacht zu unserem aktuellen Verständnis von Arbeit. Wie stark definieren wir uns ausschliesslich über die Arbeit? Wie Burnout vorbeugen? Wie die Balance finden zwischen Arbeit und Privatleben? Wie umgehen mit der ständigen Erreichbarkeit? Fragen, die allerorten immer wieder thematisiert werden: in privaten Gesprächen, Zeitschriften, Podcasts uvm.
Entsprechend gespannt war ich auf Heike Geißlers Beitrag zum Thema. Sie nähert sich diesem vor allem über genaue Beobachtungen ihres unmittelbaren Umfelds und sensibilisiert uns so dafür, dass alles um uns herum anderer Menschen Arbeit entspricht. Dieses kontemplative Schreiben ist ruhig, selbstkritisch und es ist dem Schreiben anzumerken, dass die Autorin sich ein radikal anderes Verhältnis zum Arbeiten wünscht. Mehrfach wendet sie sich in Briefform direkt an die Arbeit, schreibt über Missstände und Utopien.
Geißlers Gedanken waren mir persönlich oft zu abstrakt, ihre Forderungen nicht ganz klar erkennbar oder eben zu fest utopisch. Zumindest nehme ich aus «Arbeiten» keine konkrete Vision mit, wie unser Arbeitsleben in Zukunft aussehen könnte. Und genau das brauche ich, danach bin ich immer noch auf der Suche. Nach Vorbildern, die den Mut haben, sich dem Hamsterrad und der Profitorientierung zu entziehen und einen alternativen Weg finden, erfüllt, selbstbestimmt und mit Freude zu arbeiten.
Es ist somit wieder einmal eine Frage, was wir von einem Buch vorab erwarten. Heike Geißler hat mir zwar keine konkreten Antworten auf meine Fragen liefern können, aber die Lektüre von «Arbeit» ist dennoch lohnenswert, denn sie stösst in uns die Überlegungen an, die schlussendlich zu genau den Antworten führen können. Und da wir jeweils nur für uns selber beantworten können, wie wir arbeiten wollen, mache ich mich wohl besser mal an die Arbeit.