Der heutige Tag ist eine autobiografische Erzählung der ostdeutschen Schriftstellerin Helga Schubert. Sie beschreibt darin ihren Alltag mit ihrem an Demenz erkrankten Mann. Die Thematik ist nicht unbedingt leicht, aber Schubert versteht es der Leserschaft Mut zuzusprechen. Sie nimmt den Leser mit in die Vergangenheit und beschreibt, wie sie ihren Mann kennenlernte, damals an der Universität als sie Psychologie studieren wollte und er das Aufnahmegespräch mit ihr führte. Jahre später, nach Abschluss des Studiums, kommen die beiden zusammen. Das ist nun fast fünfzig Jahre her und dennoch beschreibt Schubert das bisherige Leben mit ihrem Mann als sei diese Liebe noch ganz frisch. Sie ist mittlerweile 83 Jahre alt, ihr Mann Mitte 90. In ihrem Alter hätte sie ihn auch in einem Hospiz oder in einer anderen Einrichtung unterbringen können, doch das macht die Autorin nicht, denn sie liebt ihn wie am ersten Tag. Täglich stellt sie die Erkrankung vor neue, ungeahnte Herausforderungen, wie z.B. der harte Alltag einer Vollzeitpflege wie die Schilderung von herausgerissenen Kathedern bzw. umgekippten Rollstühlen oder das Nichterkennen der eigenen Ehefrau - dennoch werden auch immer wieder die kleinen Glücksmomente (singende Amsel vor dem Fenster) eingewoben, die noch immer gemeinsam erlebt werden.
Die schonungslose, dennoch furchtlose Offenheit mit der die Autorin an die Leser herantritt, haben mir sehr gut gefallen. Natürlich möchte niemand jemals in diese Situation kommen, aber es macht Mut, dass die wahre aufrichtige und innige Liebe zweier Menschen in der Lage ist, Menschen zu besonderen Leistungen anzuspornen. “Wie in guten, so in schlechten Zeiten” wird bei jedem Ehegelübde versprochen, aber wie viele Paare halten sich daran? Besonders gut haben mir die Rückblicke in das früherer gemeinsame Leben der beiden gefallen, von den fiesen Methoden der Stasi bis hin zu den üblichen Auseinandersetzungen in einer Patchworkfamilie. Ein schönes Buch mit teilweise sehr traurigem Inhalt, was mich trotz allem immer wieder zum schmunzeln brachte.