Malaysia, 1921. Lesley Hamlyn lebt ein geregeltes Leben an der Seite ihres Mannes Robert in der britischen Kolonialgesellschaft. Als der berühmte Schriftsteller Somerset Maugham bei ihnen einzieht, beginnt sich die Fassade ihres Daseins zu verändern. In Gesprächen mit ihm drängen Erinnerungen, Geheimnisse und alte Gefühle an die Oberfläche – ebenso wie die Brüche in ihrer Ehe.
Der Roman wechselt kunstvoll zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen politischem Umbruch, persönlichen Entscheidungen und gesellschaftlichen Zwängen. Lesley steht dabei exemplarisch für viele Frauen ihrer Zeit: gefangen in Konventionen, aber auf der Suche nach einem eigenen Weg – leise, aber bestimmt.
Der Schreibstil ist wunderschön: atmosphärisch, poetisch und bildhaft. Viele Szenen wirken fast filmisch. Besonders gefallen hat mir die leise, melancholische Stimmung, die sich gegen Ende verdichtet – vor allem in Momenten des Abschieds und der Einsamkeit.
Allerdings hätte ich mir mehr emotionale Nähe zu den Figuren gewünscht. Oft blieb ich eher beobachtend als mitfühlend – trotz der Tiefe, die viele Themen mit sich bringen. Auch das Erzähltempo ließ im zweiten Teil für mich etwas nach. Ich hätte mir an manchen Stellen mehr Spannung und eine stärkere innere Dynamik gewünscht.
Trotz kleiner Schwächen ist Das Haus der Türen ein feinfühliger Roman über Wahrheit und Täuschung, über gesellschaftliche Rollen und das stille Ringen um Selbstbestimmung.
⭐️⭐️⭐️½
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