Soweit ich Olga Grjasnowa’s Schreibstil kenne, schreibt sie Bücher, wo Handlungen mehr aussagen als Beschreibungen. Beziehungen, Konflikte und innere Zerrissenheit zeigen sich nur durch Diskrepanzen zwischen Menschen und deren Handlungen. Ich finde diesen Schreibstil sehr interessant und fesselnd.
Der Haken: Alles zwischen den Zeilen zu verstecken, ist ein Risiko. Wenn man als Leserin den Anschluss findet und die Handlung versteht, liest man ein unglaublich starkes Buch. Findet man den Zugang und den Sinn allerdings nicht, sind am Ende lauter Fragen offen und das Leseerlebnis hat einen schalen Nachgeschmack. Leider war bei Juli, August, September Letzteres der Fall. Ich habe keine Ahnung, was die Geschichte aussagen sollte, und das Ende lässt mich ratlos nach einem weiteren (nicht existenten) Kapitel suchen.
Wie immer fand ich die Diskrepanzen zwischen den Personen sehr spannend. In diesem Fall war es eine Ungereimtheit zwischen zwei Schwestern, welche die gleiche Vergangenheit unterschiedlich darstellten. Die Gegenwart und die Vergangenheit scheinen im Austausch und teilweise im Konflikt miteinander. Ich fand das Konstrukt sehr interessant. Allerdings fand ich den Zugang nicht. Ich fand trotz des vielversprechenden Settings nicht heraus, was der Sinn war, was die Aussage der Story war. Ich verstand nicht, worum es zwischen den Zeilen eigentlich ging, ganz im Gegensatz zu anderen B¨üchern der Autorin. Umso erstaunter war ich, wie schnell und leicht sich das Buch trotzdem lesen liess.