Als Brendan eines Tages an der Küste gefunden wird, ist die Gemeinschaft fasziniert – ein Kind aus dem Meer, ohne erkennbare Vergangenheit. Ambrose und seine Frau nehmen ihn bei sich auf, und Brendan wächst in ihrem kleinen Dorf heran. Doch wer er wirklich ist, bleibt unklar. Während sich die Menschen um ihn kümmern, bleibt er innerlich ein Außenseiter. Die Frage nach seiner Herkunft begleitet ihn, doch Antworten bleiben vage.
Der Roman entfaltet sich in einer ruhigen, fast zurückhaltenden Erzählweise. Besonders die „Wir-Perspektive“ hebt die kollektive Stimme der Gemeinschaft hervor und lässt den Leser Teil des Dorflebens werden. Gleichzeitig erschwert genau dieser Erzählstil eine enge Verbindung zu den Figuren – besonders zu Brendan, der oft schemenhaft bleibt.
Die Sprache ist atmosphärisch und voller eindrucksvoller Bilder, die die Küstenlandschaft lebendig machen. Doch wer eine Geschichte mit spürbarem Spannungsbogen erwartet, könnte enttäuscht werden. Viele Ereignisse wirken skizzenhaft, große emotionale Höhepunkte bleiben aus.
So bleibt „Der Junge aus dem Meer“ ein Roman, der weniger mit Handlung, sondern vielmehr mit Stimmungen arbeitet. Es geht um Herkunft, Gemeinschaft und die leise Frage nach Zugehörigkeit. Doch für mich bleibt Brendan bis zum Schluss ein Rätsel – und vielleicht ist genau das gewollt.