Der Werbetexter spielt mit KI ums seine Frühstücks-Müeslitexte zu gestalten – und wird entlassen. Durch Zufall bekommt er den Auftrag, einen authentischen Schicksalsbericht von einer afghanischen jungen Frau aufzuschreiben. Nur: diese Frau gibt es nicht, und er erfindet sie mit Hilfe von KI. Der Roman wird so genial, dass er zum absoluten Bestseller wird, und er erfindet sogar eine Frau, die sich als diese Frau interviewen lässt – was ihn allerdings vor beinahe unlösbare Probleme stellt. Denn so leicht geht das Täuschen und Lügen nicht: immer wieder verstrickt sich der Autor in den neuen Facts, die die KI ihm schafft und so muss er dauernd neue Auswege finden. Ein geniales Verwirrspiel um Wahrheit und Fake, über die Möglichkeiten und Grenzen von KI beim Schreiben von Texten und Romanen. Ob man wirklich alles für wahr halten kann, was immer so geschrieben, recherchiert und aufgedeckt wird? Dahinter steckt auch die Frage nach der moralischen Verantwortung von Schreibenden, wie, wen und was man erfinden kann, ohne Wirklichkeiten zu schaffen, die einen dann plötzlich einholen. Lewinsky kennzeichnet klar, welches seine eigenen Texte sind, und was er mit KI erzeugt hat, welche Stichworte und Bedingungen er dem Chatbot vorgegeben hat: so entstehen faszinierende und spannende Fassetten zweier ineinander verwobener Geschichten. Dabei entwickelt der Ich-Erzähler, der am Anfang recht unbeholfen und unentschlossen wirkt, im Lauf der Geschichte Willensstärke und klare Ziele, er wird vom Getriebenen zum selbstsicher Handelnden, der aus jeder vermeintlichen Sackgasse einen Ausweg – mit Hilfe von KI – findet.

2 Kommentare

Das liest sich sehr spannend! Danke für deine Rezension.

Eine treffende Rezension wie ich finde. Mir hat das Buch auch gut gefallen auch die urbane und moderne Sprache und umso mehr, weil ich ein paar Tage vorher Lewinskys Roman Melnitz fertig gelesen hatte, wo eine vollkommen andere Sprache und Tonalität vorherrschte. Dass die beiden Romane von einem Autor stammen… unglaublich aus meiner Sicht.