1946, kurz nach Ende des zweiten Weltkrieges macht sich der sechzehnjährige Robert Appleyard - aufgewachsen in einem englischen Bergbauerndorf und im Bewusstsein der Unausweichlichkeit eines Arbeiterdaseins in der staubigen Dunkelheit eines Kohlebergwerkes - auf den Weg, um wenigstens einmal das offene, reine Meer zu sehen. Schon in der Schule hatte er immer das Gefühl nur in der Natur sein wahres Ich zu spüren und das spürt er im Verlaufe seiner Wanderschaft immer mehr. Er verdingt sich hier und da als Tagelöhner und kommt auf diese Weise langsam vorwärts. Eines Tages kommt er, auf der Suche nach Wasser, an einem alten Cottage mit völlig verwildertem Garten an. Ehe er sich orientieren kann, vernimmt er ein grollendes Geräusch, welches ein grosser deutscher Schäferhund von sich gibt. Es ist der Moment, der sein Leben für immer verändern soll, was er nur noch nicht weiss. Dulcie - die Besitzerin des Cottages und des Hundes Butler, plaudert kurz mit Robert und lädt ihn anschliessend auf eine Tasse Brennesseltee ein. Aus einer Tasse Tee werden einige Wochen. Dulcie ist eine ältere, gut situierte und gebildete Frau, die tiefgründige Gespräche mit dem Teenager führt. Sie erkennt sein Potenzial, bestärkt ihn sich selbst mehr zuzutrauen und gibt ihm Bücher, die ihm eine völlig neue Welt eröffnen - die Welt der Literatur und Poesie. Doch auch Dulcie hat ein bewegtes Leben hinter sich. Langsam und auf eine sehr einfühlsame Art kommt Robert dem Geheimnis von Dulcie auf die Spur und entdeckt eine tragische, grossartige Liebesgegeschichte zu einer jungen deutschen Lyrikerin. Romy Landauer war eine aufstrebende und geachtete Schriftstellerin, die durch die Machenschaften in ihrem Heimatland mit einem Schuldbewusstsein beladen wurde, dem sie sich nicht erwehren konnte.
Ich habe dieses Buch von Anfang bis Ende geliebt. Der Schreibstil zieht den Leser sofort in seinen Bann und lässt einen kaum aufhören. Ein wirklich wunderbares Buch, welches ich uneingeschränkt jedem empfehlen kann. Es ist auch sehr für junge LeserInnen geeignet, da aufgezeigt wird, dass man nicht unbedingt den von den Eltern vorbestimmten Weg gehen muss, um ein glückliches, zufriedenes Leben zu führen.