…Schachnovelle: „Du wirst die Nacht durchgrübeln.“
Ein Mann, ein Schiff, ein Schachbrett und ich so: „Ach, das les ich schnell vor dem Einschlafen.“ Spoiler: Geschlafen hab ich dann eher weniger. Denn was Zweig hier auf knapp 100 Seiten zusammenzieht, ist dichter als die Luft in Dr. B.s Isolationshaft.
Ein Weltmeister mit dem Charme eines Backsteins trifft auf einen Mann, der monatelang nur mit seinem eigenen Kopf Schach gespielt hat und dabei fast den Verstand verlor. Ich hatte beim Lesen stellenweise das beklemmende Gefühl, selbst eingesperrt zu sein, nur dass meine Zelle aus Worten bestand. Und ja: Ich wollte drin bleiben.
Zweig schreibt nicht nur präzise, er schreibt mit Skalpell. Jede Formulierung sitzt, jede Seite zieht einen weiter rein. Und das Schachspiel? Ist hier kein Spiel. Es ist Macht, Wahnsinn, Selbstzerfleischung und fast sowas wie Erlösung.
Fazit: Ein Klassiker, der sich liest wie ein moderner Psychothriller – nur ohne Kitsch, dafür mit Stil. Für alle, die sich gerne freiwillig in geistige Enge begeben: Hier lang.