Ishiguro ist berühmt geworden mit seinem Roman “Was vom Tage übrig blieb” - genial verfilmt mit Anthony Hopkins und Emma Thompson.
Auch in seinem neuen Roman zieht er wieder alle Register. Sein Thema ist die fundamentale Einsamkeit des Menschen und die Frage, ob und wie sie mithilfe einer “KF”, einer “Künstlichen Freundin”, gelindert werden kann. Die Geschichte spielt in der Zukunft, Menschen werden in zwei Klassen eingeteilt, “Gehobene” und “Ungehobene”, wobei die verschiedenen Begriffe dieser nicht genau definierten Zukunft oft erst später im Leseverlauf erklärt werden, ganz so, als ob ihr Gebrauch schon selbstverständlich wäre. Das versetzt den Leser oft in einen Spannungszustand, er muss selbst herausfinden, welche Konstellationen noch “menschlich” sind und welche “künstlich”.
Klara ist eine KF, nicht die neueste Generation, aber mit einer sehr individuellen Wahrnehmung ausgestattet, und auch wie diese funktioniert, wird uns nicht immer ganz klar. Klar wird aber, dass Klara sehr genau beobachtet. Und genau aus diesem Grund wird sie auch ausgesucht, von Chrissie, der Mutter von Josie. Josie ist schwer krank, und da Chrissie alleinerziehend ist und arbeiten muss, soll Klara Josie Gesellschaft leisten. Klara zieht zu Josie auf’s Land. Dort hat sie Begegnungen mit der Sonne, die für Klara zentral ist, da sie einen Grossteil ihrer Energie via Solarzellen bezieht. Mit der Sonne schliesst Klara einen Pakt. Sie hat einmal erlebt, wie ein Bettler und sein Hund scheinbar erfroren und dann doch wieder mit der “Besonderen Nahrung” der Sonne erweckt werden konnten. Dies bringt sie auf den Gedanken, die Sonne könnte Josie helfen. Warum sie als KF an eine göttliche Sonne glaubt und ihre artifizelle Intelligenz nicht sagt, dass das eigentlich nur ein Himmelskörper ist, wird von Ishiguro auch offen gelassen. Hier unterscheidet sich sein Typus von Androiden von anderen Utopien. Dies macht das Lesen aber sehr spannend und regt zum Nachdenken an. Ein wunderbares Buch, um mit anderen Lesern über Sinn des Lebens, Göttlichkeit, Gesellschaften und ihr Umgang mit Andersartigkeit zu diskutieren. Es hat mich sehr zum Nachdenken angeregt. Unbedingt empfehlenswert!