Das Buch ist wie eine gemeinsame Reise: Man sitzt zusammen und spricht über harte Fakten, wie Gewalt, Hass usw., dann umarmt man sich, spricht über Hoffnung, Raum einnehmen und was das bedeutet, und schliesslich nimmt man sich an die Hand und macht sich gemeinsam an die Arbeit.
Ich habe mich sehr gesehen, angesprochen und “called out” gefühlt. Anna Rosenwasser schreibt über Themen, die uns alle angehen (sollten): Gewalt gegen Minderheiten, Hass (sei es Fremdenfeindlichkeit, verinnerlichte Homophobie, Selbsthass, you name it), aber auch Hoffnung, Liebe, Sex. Und sie schreibt dies auf eine Art und Weise, die sehr direkt ist und manchen Leuten vielleicht nicht gefällt, aber diese Direktheit ist wichtig und fast überfällig. Sie lockert die ‘ernsten’ Themen mit Humor, spitzen Bemerkungen und (Fun) Facts auf: Wusstest du z.B., dass der Gemeine Spaltblättling (ein Pilz) 23.328 Geschlechter hat? Ich wusste nicht einmal, dass es diesen Pilz gibt XD
Das Kapitel über den „Raum einnehmen“ hat mir besonders gut gefallen und beschäftigt mich immer noch. Ich war mir logischerweise bewusst, wie weiblich-gelesene/weiblich-sozialisierte Menschen von klein auf lernen, leise zu sein und sich anzupassen, aber es noch einmal schwarz auf weiss (bzw. blau auf weiss) zu lesen und es mit Beispielen aus dem wirklichen Leben zu sehen, war für mich immer noch sehr beeindruckend. Und ich werde mehr darauf achten bzw. mich darin üben, den mir zustehenden Raum einzunehmen und micht nicht wieder da raus drängen lassen.
Die Texte sind gespickt mit persönlichen Geschichten aus ihrem Leben - schönen, traurigen, hässig-machenden. Und genau das lösen sie bei uns Lesenden aus: Sie bringen uns zum Lächeln, lassen uns das ein oder andere Tränli wegwischen und machen uns hässig.
Aber vor allem tun sie eines: Sie zeigen dir, dass du nicht allein bist und sie schweissen uns zusammen!