Mein erstes Buch von Oscar Wild. Ich wollte mir endlich selber ein Bild von ihm machen und habe mir sein bekanntestes Werk ausgesucht. Den Film habe ich vor Jahren gesehen, fand ihn aber grotesk. Weswegen ich um so gespannter war, wie das Buch sein wird.
Dorian Gray ist ein wunderhübscher Knabe, dessen Schönheit er sich zuerst nicht wirklich bewusst ist. Erst, als er den Künstler Basil kennenlernt, fängt er langsam an oberflächlich zu werden, weil er für ihn regelmässig Model steht. Basil’s Freund Lord Henry wurde neugierig und wollte den Jüngling unbedingt kennenlernen. Obwohl Henry ein eher zynischer Mann ist, mochte ihn Dorian auf Anhieb. Sie wurden sogar beste Freunde, was den Maler eifersüchtig und traurig zurück lässt. Denn Henry mag zwar ein netter Mann sein, allerdings hat er eine ganz komische Sicht auf die Welt und die Psychologie. Insbesondere auf die Schönheit ist er fixiert und beginnt Dorian als sein Versuchskaninchen anzusehen, indem er ihm vom Leben erzählt und zusehen möchte, wie sich der Junge verändert. Als Basil ein Porträt von Dorian malt, sprach er ein Wunsch aus, den er besser nicht ausgesprochen hätte. Denn sein Wunsch wurde erhört und Dorian ist mit seinem Porträt quasi verbunden. Egal was Dorian tun würde, an seiner Schönheit würde sich nichts ändern. Stattdessen würde man alle Sünden und das Alter am Porträt selbst sehen. Für Dorian beginnt nun das richtige Leben, doch zu welchem Preis?
Ich muss sagen, dass ich vom Schreibstil irgendwie überrascht war. Nicht, weil es eher poetisch war, oder hochgehoben geschrieben wurde, wie es in diesem Jahrhundert üblich war, sondern die ewig langen Sätze haben mich verwundert. Oscar Wild schreibt wirklich mega lange Sätze, die aber noch einen Sinn ergeben. Ich musste mich zu Beginn daran gewöhnen, denn man muss sich schon ziemlich konzentrieren. Für manche würde dies vielleicht stören, aber ich konnte mit der Zeit gut damit klarkommen. Die Geschichte an sich war schon sehr interessant und regte zum Nachdenken an. Ist es wirklich das, was ein Mensch will? Ewige Jugend? Zu Beginn mag es vielleicht stimmen, aber mit der Zeit wird es eher zu einem Fluch. Denn, der Mensch verändert sich durch Erfahrungen. Und Dorian hat einiges getan, was nicht wirklich moralisch gut war. Am Anfang war er unschuldig, doch als er begriff, welche Auswirkungen sein Wunsch hatte, hat er sich fallen lassen und wurde vom hoch angesehenen Jungen zum arroganten Narzissen, mit der Angewohnheit, andere zu verderben. Obwohl sich die Geschichte meistens geschleppt hat, denn viel ist nicht wirklich passiert, war es dennoch interessant zu lesen, wie sich Dorian entwickelt hat und welche Ausmasse seine Taten hatten. Schönheit ist tatsächlich nicht alles.
Den Film fand ich zwar auf eine groteske Art besser, weil viel mehr Spannung darin war. Allerdings bevorzuge ich eher das Buch, weil es weniger verstörend ist als die Verfilmung. Ausserdem hat sich das Buch eher generell auf die Sünden der Menschen konzentriert, ohne zu sehr ins Detail zu gehen. Ganz im Gegenteil zum Film, wo hauptsächlich nur verführt wurde, was ich fast schon abscheulich fand (ja, ich bin ein Angsthase und stehe dazu).
Alles in allem ein interessanter Klassiker, der jeder mal gelesen haben sollte.