Rezension Jenseits des Ozeans - T.J. Klune |2. Band| Heyne| Erschienen am 13.11.2024| 4.5 Sterne
(Inhaltsangabe Teil 1 wegen Spoilergefahr) Linus Baker hat in seiner Zeit als Inspektor von Heimen für magisch begabte Kinder schon viel gesehen und erlebt. Worauf er jedoch im Waisenheim von Mr. Parnassus trifft, darauf hätte ihn nichts vorbereiten können… Nach einem kurzen Blick in die Vergangenheit von Arthur Parnassus, knüpft die Geschichte einige Monate nach dem ersten Band an. Ich habe mich direkt wieder wohlgefühlt und mich gerne in die Geschichte fallen lasen. Startet diese anfangs noch gewohnt herzerwärmend, so folgen schnell Szenen, welche die ganze Palette an Gefühlen abgedeckt haben. Allen voran Wut über das Verhalten von gewissen Charakteren und über die Diskriminierung, welche allgegenwärtig scheint. Generell greift der zweite Band ganz offen politische Brennpunkte auf, welche wir auch aus der realen Welt kennen. Die Thematisierung von gesellschaftskritischen Diskursen hat mich einerseits als Leserin herausgefordert, andererseits wurde die Schwere der Themen durch den Humor von Klune aufgelockert, der auch in diesem Band sehr passend eingeflossen ist.
Handlungstechnisch ist auf jeden Fall einiges los in diesem Folgeband, aber auch die Charaktere kommen hier nicht zu kurz. Neben den altbekannten Gesichtern betreten auch einige neue Figuren die Bühne, welche wieder sehr authentisch und interessant dargestellt wurden. Besonders gelungen fand ich jedoch den Blick auf die Vergangenheit von Arthur Paranassus und damit einhergehende Traumata, welche nach und nach aufgegriffen werden. Somit wurde dem Charakter mehr Tiefe verliehen, was die Geschichte insgesamt rund gemacht hat. An die Kinder habe ich bereits in Band eins mein Herz verloren und dies hat sich im zweiten Band nicht geändert.
Abschliessend möchte ich noch hervorheben, dass ich es liebe, wie viel T.J. Klune zwischen die Zeilen packt, wie viel philosophische und pädagogische Fragen lockerleicht aufgegriffen und angeschnitten werden und mit welcher Eloquenz er seine Figuren sprechen lässt. Er erweckt sie wunderbar zum Leben und es war mir eine Freude, nach Marsyas zurückzukehren.