Horace Walpoles The Castle of Otranto ist einer der ersten klassischen Schauerromane – und das merkt man sofort. Von der ersten Seite an entfaltet sich eine düstere Atmosphäre: gewaltige Helme fallen vom Himmel, Porträts scheinen sich zu bewegen und in den dunklen Gängen des Schlosses lauert das Unheimliche.
Im Zentrum steht Isabella, die verzweifelt vor dem tyrannischen Manfred flieht. Während sie durch die labyrinthischen Gänge hetzt, fiebert man mit ihr mit, versucht, die übernatürlichen Erscheinungen zu begreifen, und fragt sich, ob das Schloss selbst gegen seine Bewohner arbeitet.
Walpole spielt meisterhaft mit Spannung und Schrecken. Die überzeichnete Dramatik und die geradezu theatralische Sprache verstärken den Eindruck, als stecke man in einem Albtraum voller Schatten und Geheimnisse. The Castle of Otranto mag aus heutiger Sicht stellenweise übertrieben wirken, doch gerade dieser Überschwang macht den Reiz des Romans aus.