Obwohl die Geschichte allseits bekannt ist, war dies mein erster richtiger Leseversuch – und ich war überrascht! Carrolls Sprache ist fantastisch, verspielt und durchdrungen von einer feinen, fast musikalischen Logik, die sich jeder rationalen Struktur entzieht. Man fühlt sich beim Lesen mindestens so verwirrt wie Alice selbst, während sie durch eine Welt wandert, in der Bedeutung und Unsinn auf magische Weise ineinandergreifen.
Die Charaktere – der Hutmacher, die Grinsekatze, der Märzhase – sind nicht nur skurril, sondern auch überraschend tiefgründig, wenn man sich auf ihr Wortspiel und ihre Rätsel einlässt. Besonders faszinierend ist, wie das Buch mit Identität und Sprache spielt: Regeln scheinen zu existieren, nur um sofort wieder gebrochen zu werden.
Wer Alice bislang nur als Kindergeschichte betrachtet hat, sollte sich unbedingt auf das Original einlassen. Die Mischung aus Poesie, philosophischer Absurdität und einem Hauch von Melancholie macht diese Bücher zu einem Erlebnis, das weit über ein einfaches Märchen hinausgeht. Eine verwirrend-schöne Reise in eine Welt, in der nichts ist, wie es scheint – und genau das macht den Zauber aus.