Anne Applebaum, Historikerin und Journalistin, ist eine anerkannte Kritikerin autokratischer Systeme und russischer Expansionspolitik. Schon vor vielen Jahren hat sie vor dem zunehmenden Einfluss von Autokratien und den Systemen der Autokraten gewarnt. Mit diesem Buch erklärt sie die Funktionsweise der Autokratien, wie die Netzwerke mit ihren Strukturen funktionieren, durch Propaganda, manipulierte und kontrollierte Medien, in der Armee etc. ihre Macht ausbauen. Durch Korruption, Falsch- und Desinformation, gezieltem und vorausplanendem Vorgehen, gelingt es ihnen, ihre Macht auszubauen und die Bevölkerung entweder auf ihre Seite zu ziehen oder durch eine anscheinend aussichtlose Situation gleichgültig zu machen. Die Idee, dass sich Demokratien halten und sich mit Geduld und durch Investitionen halten können und auch andere Länder sich Demokratien nähern können, scheint naiv, wenn man dieses Buch liest. Es rüttelt auf und macht klar, dass sich Demokratien zusammentun müssen und dringend Strategien und Massnahmen ergreifen müssen, um sich gegen die Machenschaften der Autokratien zu wehren. Im Epilog zeigt sie schliesslich Optionen auf, wie Demokratien vorgehen könnten, um sich zu schützen. Dass die Freiheit eines Landes oft von der Freiheit anderer Länder abhängig sei, fand ich eine sehr merkenswerte Aussage.
Das Buch ist gut geschrieben, trotz dem anspruchsvollen Inhalt auch gut lesbar und verständlich. Ich kann es nur empfehlen. Ich bin darauf anlässlich einer Sendung “Sternstunde Philosophie” darauf gestossen, in welcher Anne Applebaum als Gast gesprochen hat.
Im Jahr 2013, als Xi Jinping seinen Aufstieg begann, benannte ein chinesisches Rundschreiben mit dem geheimnisvollen Titel “Dokument Nummer 9” oder “Kommuniqué zur aktuellen Situation im Bereich der Ideologie” sieben Gefahren für die Kommunistische Partei Chinas. Ganz oben stand “westliche konstitutionelle Demokratie”, gefolgt von “allgemeinen Menschenrechten”, Unabhängigkeit der Medien, Bürgerbeteiligung sowie “nihilistischer” Kritik an der Kommunistischen Partei.
Doch ein Staat, der zur Achse der Autokraten gehört, hat noch andere Optionen. Unter den übrigen von Sanktionen betroffenen Ländern finden sich Freunde und Handelspartner sowie Unternehmen, denen die Korruption nicht nur gleichgültig ist, sondern sie sich aktiv daran beteiligen. Während sich Unternehmen aus Europa, Nord- und Südamerika aus Sorge um die instabile Lage aus Venezuela zurückzogen, sprangen russische Unternehmen in die Bresche, sei es aus eigenem Antrieb oder im Auftrag der russischen Regierung.