Ich liebe dieses Buch! Mir gefällt die Erzählung und die feinfühlige und bildhafte Sprache, die gut zu Japan passt, wie ich finde. Der Aufbau ist einfach unglaublich klug: Der Autorin ist es gelungen, die komplexen Schichten verschiedener Lebenserfahrungen geschickt aufzuteilen und in ein vielfarbiges Gesamtbild zu verweben. Es ist, als würde man ein sorgfältig kuratiertes Festmahl geniessen, bei dem jeder Gang ein neues Gefühl, eine neue Perspektive oder eine Wendung offenlegt.
Mio, das Mädchen mit ihrer aussergewöhnlichen Wahrnehmung für Farben, ist die Hauptfigur, mit der die Geschichte beginnt. Sie ist eine junge Frau, und wir erfahren, wie sie in Tokio bei ihren Eltern aufwächst – bei ihrer strengen Mutter, ihrem Vater und ihren Großeltern, die ein Geschäft für Hochzeitskimonos führen. Sie hat eine besondere Wahrnehmung für Farben, die ihr in ihrem Leben Orientierung gibt. Aoi, der sensible junge Mann, der das Beerdigungsinstitut seines Vaters leitet, trifft Mio in einem Inneneinrichtungsgeschäft, und so entspinnt sich die Liebesgeschichte zweier Menschen vor dem geografischen Hintergrund Tokios und Kamakura.
Die Geschichte entfaltet sich weiter über verschiedene Blickwinkel und die Lebensgeschichten von Mios Eltern, Aois Schwester und dessen Onkel. So entsteht ein geschickt aufgefächertes Ganzes aus individuellen Lebensentwürfen. Dabei fehlen nicht überraschende Wendungen und unaufdringliche Hypothesen für ein gelingendes Miteinander.