Rothenbühlers Buch ist eines, das ich Freund:innen sehr gerne empfehle. Vielleicht jedoch nicht allen, sondern vordergründig denen, die Dialekt lesen können und allein schon an kreativer phonetischer Rechtschreibung von englischen Wörtern einer absolut aktuellen Sprache der 2020er Jahre ihren Spass haben.
Es hat Witz und Rhythmus, so dass man unbedingt wissen möchte, wie sich dieses ganze System um den neu gegründeten Kulturverein «Polifon Pervers», das auf purer Hochstapelei beruht, weiterentwickelt und vor allem, wie es endet. Immer wieder setzen die Protagonisten noch eins oben drauf – sie machen es sich nicht gemütlich, sondern sind angenehm verrückt. Die Spannung wird durch überraschende Wendungen gekonnt gesteigert. Die Mischung aus Kunst bzw. konkret die satirische Beschreibung von sogenannten «Performances», wie sie heute gang und gäbe sind, gepaart mit Geldbeschaffungsinnovationen als Künstler:in, Student:in oder sonst nicht ganz «angepasster» Person im 9-to-5-Job ist originell und trägt die Erzählung. Die Klischees von Alkohol, Drogen und Prokrastination im studentischen und künstlerischen Milieu werden bedient und geben dem Ganzen Struktur im Sinne von “man weiss, woran man ist”.
Die Erzählerfigur ist fast die eigentliche Hauptprotagonistin. Sie ist von Beginn an die Verbündete der Lesenden, kritisiert die verschiedenen Figuren, und bringt eine gute Portion Gesellschaftssatire in den Text. Was ist Kunst, und durch welche halb- bis illegalen Mittel kann man Nicht-Kunst zu Geld machen, wenn man sie als Kunst verkauft? Sie spricht das aus, was viele sonst nur denken würden.
Die Figuren bewegen sich irgendwo zwischen realistisch, halbglaubwürdig und absurd, was das Abenteuerliche und Provozierende des Buches ausmacht. Man fragt sich immer wieder, ob sich das nicht wirklich so abspielen könnte mit den Fördergeldern und deren Nutzung durch Personen mit den Merkmalen: jung, dynamisch und eben… voller (kleinkrimineller) Energie. Auf jeden Fall unterhaltsam und spannend, das Buch passt gut für eine Zugreise oder als etwas andere Ferienlektüre. Ich war beim Lesen stets neugierig auf die folgenden Seiten.