Die Genderdebatte zur Geschlechtsdysphorie bei Minderjährigen schlägt hohe Wellen. Soll man dem Wunsch nach «Geschlechtsumwandlung» einfach so nachgeben. Korte erarbeitet gewichtige Argumente aus medizinischer, psychiatrischer, entwicklungspsychologischer, sozialer, rechtlicher und ethischer Sicht, und fordert, genau hinzuschauen. Oft liege hinter dem Wunsch nach Umwandlung ein tieferliegendes Problem der Identitätsfindung während der Pubertät und Adoleszenz, manchmal auch Gewalterfahrungen und Unsicherheit und Unbehagen vor der eigenen körperlichen und seelischen Entwicklung. Besonderes Augenmerk lenkt er auf die soziale Ansteckung durch Social Media, die «trans» als Lösung unterschiedlichster Probleme aufleuchten lassen.
Korte ist einem mehrdimensionalen, bio-psycho-sozialen Verständnis psychischer Störungen verpflichtet und berücksichtigt das Wissen um die grosse Häufigkeit pubertätsspezifischer Reifungs- und Altersrollenkonflikte sowie des Phänomens der sozialen Ansteckung. Er fordert, genau hinzuschauen und Jugendliche intensiv in ihren Konflikten zu begleiten, und nicht eine vorschnelle Pseudolösung anzubieten.
Das hochaktuelle Buch ist anspruchsvolle Kost, und seine gesellschaftskritischen Ausführungen sind äusserst bemerkenswert, ordnet er doch das Phänomen der aktuellen (transaffirmativen) Genderdebatte in einen grossen Zusammenhang gesellschaftlicher Entwicklungen ein und bezieht klar Stellung, ohne das Leiden Betroffener zu verharmlosen.
Anspruchsvoll, informativ, engagiert und absolut lesenswert.