Ilias ist einer der ganz grossen Klassiker. Ich bin froh, dass ich es endlich gelesen habe, aber unendlich enttäuscht von mir, dass ich es nicht vor Jahren in Altgriegisch gelesen habe, als ich noch Altgriechisch gelernt habe (und gut genug konnte). Ein Grossteil des literarischen Wertes der Ilias liegt im Versmass und der Sprache. Die Repetitionen sollen die Geschichte besser merkbar machen (so wie bei Märchen auch) und die immer gleichen Adjektive für einzelne Protagonisten stellen ein Charktermerkmal dar.
Die Story an sich ist verstörend. Kriegshelden, die siech wie kleine Kinder über Beute streiten. Viel Morden, Essen und schöne Frauen. Die Helden des Epos (Achilles, Hektor und die schöne Helena) kennt noch heute jedes Kind.
Doch die Show stehlen definitiv die Götter. Mir war nicht bewusst, dass die Menschen in der Ilias nur Beiwerk sind und von den Göttern manipuliert werden. So werden die Helden zwar erwähnt, doch alle grossen Entscheidungen werden von den Göttern getroffen. Sie manipulieren und greifen auch direkt ins Kriegsgeschehen ein. Dabei machen sie keinen Hehl aus ihrer Abneigung anderen Göttern gegenüber.
Alles in allem eine interessante Lektüre, die nicht an graphischer Darstellung von Gewalt spart. Da es repetitiv geschrieben ist, wirken die Gräueltaten in Versmass nicht so verstörend, wie sie in Prosa sein könnten.