Das Rot des Covers ist ziemlich ‘schreiend’ - und der Titel lädt auch nicht unbedingt ein - ausser man fühlt sich dem Thema ‘verbunden’ 🙊. - Doch die Lektüre lohnt sich - nicht nur für Christen, die im Unser/Vater/unser um Bewahrung vor der Versuchung beten - Kügler schafft es, den Begriff zu entstauben und zu aktualisieren, so dass er lebenspraktisch wird für jedermann/frau - denn ausnahmslos alle kommen wir in die Lage, Entscheidungen treffen zu müssen und wie oft verraten wir unsere besten Seiten und/oder Werte, wenn uns der Preis doch nicht lohnend, der Weg ‘des geringsten Widerstandes’ bequemer scheint.
Kügler beleuchtet sowohl den biblischen als auch den psychologischen Aspekt des Terminus und seines Inhaltes - sucht nach Bedeutung/en in diversen Lexikas - befragt auch Geistesmänner und -frauen nach ihrer Definition. - Bei letzterem wird schnell klar, der Begriff ist nicht en vogue - oder wird eher mit spöttischer Ironie benutzt. Dass das dem Thema keineswegs gerecht und damit eine Chance vertan wird, faltet der Autor dann im folgenden gut verständlich aus. Dabei moralisiert er nicht, hebt auch nicht den Drohfinger, wittert nicht überall gleich ‘Sünde’ und ‘Abfall’ - und er gibt auch keine Patentrezepte - denn jede und jeder muss für sich entscheiden, welche Werte ihn leiten und tragen und wie er seine Entscheidungen auf diesem Hintergrund fällt - da mag etwas für den einen stimmen, was für die andere gegenteilig ist.
Als Jesuit lässt Kügler auch Ignatius von Loyola zu Wort kommen - die Sätze aus den Geistlichen Übungen muten mitunter etwas ‘antiquiert’ an - doch auch hier schafft es Kügler, den Staub der Zeit wegzupusten - so dass hochaktuelle Erkenntnisse und Methoden zum Vorschein kommen.
Ein Lesebuch? Fürs erste ‘ja’ - doch eines, das man zur Orientierung immer wieder zur Hand nehmen kann (und wenn nötig, soll) - somit ein ‘Arbeitsbuch’ für kritische Situationen und Zeiten des Umbruchs und der Neuorientierung.