Im Zentrum des Romans stehen Linda und Richard. Sie scheinen das perfekte Ehepaar zu sein, bis der plötzliche Unfalltod ihrer gemeinsamen 17-jährigen Tochter beide voneinander trennt. Richard kämpft um seine Frau, kommt aber nicht an sie heran. Linda hingegen schaut in den tiefsten Abgrund, in den ein Mensch überhaupt sehen kann. Sie zieht sich von allem und jedem zurück. Fluchtartig zieht sie aus Leipzig weg auf einen Bauernhof irgendwo in Sachsen. Die Struktur der Natur gibt ihr einen Halt in einer Zeit, in der die Zeit stillsteht. Linda hatte ein Leben vor Mann und Kind. Dann lernte sie Richard kennen, verliebte sich in ihn und es schien eine harmonische, fast perfekte Ehe zu sein, die durch die Geburt der gemeonsamen Tochter vollkommen wurde - das zweite Leben sozusagen. Beruflich war Linda sehr erfolgreich und führte als Kuratorin ein interessantes, aufregendes Leben in der Kulturszene der Stadt. Doch nach dem Tod ihres einzigen Kindes steht für Linda die Welt still. Als Leser geht man mit ihr durch die Tiefen und sieht wozu eine depressive Erkrankung führen kann. In den Momenten grösster Hoffnungslosigkeit kommt zwangsläufig das Thema Suizid auf den Tisch. Doch alles in einer feinfühligen und empfindsamen Schilderung. Sehr langsam kämpft sich Linda aus dem Tief und beginnt in kleinen Schritten ihr drittes Leben – das Leben nach Sonja, ihrer Tochter. Ich habe das Buch innerhalb kürzester Zeit gelesen und war mir im Vorfeld nicht sicher, ob es eine kluge Idee ist, es zum Familienbesuch mitzunehmen, aber ich muss sagen: nein es war nicht unklug. Ich habe das Buch sehr gern gelesen und kann es nur wärmstens empfehlen. Es ist traurig – keine Frage, aber so ist das Leben eben auch manchmal. Kaum ein Mensch wird immer auf der Sonnenseite des Lebens stehen.