Ich liebe Saskia Louis und ihren humorvollen Schreibstil. Natürlich musste da auch dieses Buch her. Weisse und Rote Magier? Lügendiebe? Dystopie? Geheimnisse und Intrigen? Wer würde das nicht lesen wollen? Da ich mir gar nicht vorstellen konnte, was ein Lügendieb überhaupt macht, war ich um so neugieriger in die Geschichte einzutauchen.
Fawn ist jung, schlau und übermütig. Zwar die beste Lügendiebin, aber sie handelt oft unüberlegt, weswegen sie oft in Schwierigkeiten gerät. Ich muss zugeben, dass ich zu Beginn etwas Mühe hatte in die Geschichte einzutauchen. Wir machen uns erst mit dem System und Fawn vertraut, wie das ganze aufgebaut ist und vor allem woher Fawn kommt. Ihre Familie ist eigen, ihre Mutter gestorben und ihre Geschwister probieren mit allen Mitteln zu verhindern, dass sie wie ihre Mutter wird. Fawn ist nämlich die einzige in der Familie, die ein wenig rote Magie beherrscht. Da sie aber im äussersten Kreis lebt, die weder bezahlt noch unterrichtet werden, kann sie nur das, was ihre Mutter ihr beigebracht hat. Sie steht kurz davor bei den Dunkeldieben einzusteigen. Dafür muss sie aber einen riskanten Raubzug wagen. Denn sie ist die einzige, die sich traut in ein Haus eines Adligen, weisse Magier, einzudringen. Dummerweise wird sie diesmal erwischt, und zwar vom Oberhaupt der Familie Falcorn Caeden. Damit sie aber nicht in den Mienen landet, zieht Caeden’s Mutter Profit aus der Situation und möchte sie als Spionin benutzen, um herauszufinden, wer ihren Mann ermordet hat. Eigentlich nichts schlimmes, müsste sie sich nicht als Caeden’s Verlobte ausgeben. Dabei deckt sie nicht nur Geheimnisse des inneren Kreises aus, sondern sie stösst auf ihre eigenen Geheimnisse. Besser gesagt die ihrer Mutter…
Fawn ist wahrlich sehr schlau, aber denkt nicht nach, bevor sie handelt. Ihre Geschwister beugen sich willig dem System, sie findet es aber nicht in Ordnung und hinterfragt alles. Traurig fand ich, dass ihre Mutter keinen guten Ruf hatte und die ganze Familie schlecht über sie redet. Ausgenommen Fawn, die krankhaft versucht das zu ignorieren. Der äusserste Ring ist schon sehr schäbig beschrieben. Die Menschen werden nicht mal bezahlt. Sie bekommen zwar alles zum überleben, aber nicht genug zum leben. Ihre Welt wird von einer Art Kuppel beschützt, damit sie sicher von der Aussenwelt sind. Diese wird von weissen Magiern jede Tag verstärkt. Und die roten Magier sind quasi die Polizei und Richter, die aber auch Illusionen heraufbeschwören können. Fawn wird diesmal zwar von Caeden erwischt, aber ihr Temperament treibt sie immerzu nach vorne und sie kämpft bis zum Schluss. Ich fand es daher sehr amüsant, wie die beiden miteinander umgingen. Ihre Dialoge waren zum Teil richtig komisch, aber Fawn manövriert sich auch oft in witzige Situationen. Gleichzeitig hadert sie stets mit sich selbst. Obwohl sie die Lügen erkennen kann, weiss sie trotzdem nicht, wem sie wirklich trauen kann. Denn schlussendlich kann jeder getäuscht werden, auf irgendeiner Art und Weise. Mit der Zeit findet sie mehr und mehr heraus, was den Tod von Caeden’s Vater betrifft. Gleichzeitig hat sie mehr und mehr Fragen, da ihre Mutter immer wieder zu Wort gebracht wird. Wer war ihre Mutter? Warum hatte sie sie belogen? Wovor hat sie Fawn beschützt? Jeder scheint etwas zu wissen, ausser sie selbst. Es war schon sehr frustrierend das mitansehen zu müssen. Ich verstand sie daher, dass sie Ausraster hatte. Das Ende kam zwar nicht unerwartet, aber endete in einem so fiesen Cliffhanger, dass mir der Mund offen stand. Echt jetzt? Warum?
Saskia Louis hat wirklich einen tollen Humor, den man allerdings mögen muss. Der Schreibstil ist leicht und lebendig. Ich fühlte mit den Charakteren mit und versuchte die ganze Zeit zu erraten, wer nun Freund und wer Feind ist. Alle Charaktere haben ihre Persönlichkeit und Einsicht in diesem System, aber jeder hat auch irgendwie das Zeug ein Verräter zu sein. Die Spannung bleibt daher stetig und man will einfach nur wissen, wie es weiter geht. Wer Dystopien liebt, Spannung und Humor liebt, ist hier genau richtig.