… sich so leicht sagen, lesen lässt, ein wenig beiläufig, sachlich.
Das Wort “dysfunktional” wird nie genannt in Alex Schulmanns Roman, das ist nicht notwendig. Er geht in die Tiefe, schonungslos unter die Haut. Ich nehme hier vorweg: es geht nicht um sexuellen Missbrauch.
Eine Reise mit dem Zug nach Malma mit verschiedenen Personen an Bord (siehe Beschreibung). Wie die drei Personen miteinander verbunden sind, erfährt man beim Lesen.
Wie in seinen beiden bisherigen Romanen ist die Familie das Thema, die Verantwortung, die Erwartungen, Enttäuschungen, Abhängigkeiten, grosse Verletzungen, was diese anrichten können und sich über Generationen verbreiten können.
Es gelingt dem Autor, einen mit seinen Personen und dem Aufbau des Buches vollkommen zu fesseln. Es ist abgrundtief traurig und trotzdem mochte ich es nicht weglegen. Man hat nie den Eindruck, dass Alex Schulmann es mit der Fantasie übertreibt, auch wenn man niemandem eine Familie wie diese wünscht, sind die Verletzungen, welche die Personen erfahren krass aber nicht realitätsfern.
In diesem Roman fehlen erstmals die autobiografischen Elemente. Hat man die beiden früheren Romane gelesen, erkennt man den Autor anhand der Thematik wieder.
Die Kraft seines Schreibstils und wie er den Plot aufzieht, begeistern mich und ich wünsche mir mehr von Alex Schulmann zu lesen.
Dieses Buch will ich mit etwas Abstand ein weiteres Mal lesen, um noch mehr zu entdecken und es noch einmal zu erleben. Eine uneingeschränkte Leseempfehlung.
- .. hat sie geweckt, sie blickt sich um und versucht, sich zu orientieren, dann treffen sich ihre Blicke. Er möchte sie hassen, doch das geht vielleicht nicht. Sie ist das Mädchen, dem die Bremsklötzchen abmontiert wurden, und seitdem hat sie einfach nicht mehr anhalten können. Wie soll irgendetwas von alldem ihre Schuld gewesen sein?
- “Ich habe ihn nicht geklaut.” (den Hunderkronenschein, den der Vater bei ihr im Bücherregel gefunden hatte.) “Wo kommt er dann her?”. Ich habe ihn von dem Mann im Schwimmbad bekommen, als wir nach dem Baden Kaffeetrinken waren. Ich sollte mir davon Süssigkeiten kaufen. Aber ich habe mich nicht getraut, es dir zu sagen." ….. Wann verliert man sein Kind?
- Und sie dachte immer nur an ihn und wie es ihm ging, sie wollte für ihn (den Vater) da sein, und erst viel später begriff sie, wie sehr er sie damals im Stich gelassen hatte. Dieses Schweigen, sein selbstsüchtiges Weinen, allein in seinem Zimmer, und dann die Jahre, die folgten, in denen er ganz aufhörte, mit ihr zu sprechen.