Die Kinder erwachsen, der Ex-Mann mit einer Jüngeren liiert und eine Mutter, die dem Alkohol viel zu nahesteht. Mit fast 50 steht Nina definitiv mitten im Leben und scheint das meiste unter Kontrolle zu haben. Bis sie den 20 Jahre jüngeren David kennenlernt.
Anika Deckers neustes Werk taucht ein in das Leben einer ziemlich durchschnittlichen Frau. Dabei greift die Autorin wichtige Themen auf, über die sonst gerne unter vorgehaltener Hand geredet wird: die Arbeitswelt ü50, Sexismus in Grosskonzernen, Menopause und die Akzeptanz der Gesellschaft, wenn Frau einen frappant jüngeren Mann an ihrer Seite hat. Damit steht das Frausein im Zentrum dieses erfrischenden Romans und das ist gut so.
Werden gewisse Aspekte auch nur oberflächlich angeschnitten, liefert Decker dennoch eine Perspektivenvielfalt, die uns teilweise gnadenlos den Spiegel vorhält und uns unsere eigene Engstirnigkeit aufzeigt und das das Ganze immer mit einer grossen Prise Selbstironie. Herrlich! So ist es dann auch nicht verwunderlich, dass sich das Buch locker-flockig liest und neben einigen Lachern auch Stirnrunzeln und Selbstreflexion erzeugt.
Zwei vernünftige Erwachsene, die sich mal nackt gesehen haben, ist eine moderne Geschichte, wie sie so jederzeit und überall stattfinden könnte. Gemeinsam mit der Protagonistin räumt man Vorurteile auf und wird am Ende vielleicht ein wenig weitsichtiger und toleranter.