Der hypnosystemische Ansatz, welcher Erkenntnisse und Methoden der Hypnotherapie in systemische Coaching- und Beratungsansätze integriert, ist eine wirkungsvolle Methode zur Lösung gefühls- und verhaltensbedingter Problemstellungen. Mit der Hypnosystemik ist es möglich auch tiefergehende systemische Verstrickungen und Kompensationen aufzudecken und achtsam aufzulösen. Die Stärkung der Selbstwirksamkeit des Menschen steht dabei im Vordergrund.
Ina Hullmann stellt mit ihrem Buch «Hypnosystemische Top-10-Tools» einen praxiserprobten Instrumentenkoffer zur Verfügung: In zehn Kapitel werden themenspezifische Hands-on-Konzepte vorgestellt, welche in die jeweilige Theorie oder persönliche langjähriger Erfahrung eingebettet werden. Obwohl das Buch sich primär auf die Arbeit im Therapie- oder Coachingsetting fokussiert, ist es meines Erachtens nach auch ein äusserst inspirierendes und nützliches Werk für all jene, die im Bereich der psychosozialen Arbeit Menschen begleiten. Ansprechen möchte ich hier beispielsweise die Arbeit in der prozesshaften und teilweise über längere Zeiträume stattfindenden sozialpädagogischen Familienbegleitung oder Jugendcoaching.
Besonders in der Arbeit mit jungen Erwachsenen, welche entweder aus prekären Verhältnissen stammen oder sich nach wie vor darin befinden, ist der hypnosystemische Ansatz oftmals ein «game changer», da er neue – und teilweise auch völlig unerwartete – Zugänge zu den Klienten ermöglicht. Dies ist insofern von hoher Bedeutung, da diese Klienten oftmals sehr therapieerfahren sind und wenig Lust verspüren sich erneut «Sozi-Fragen» ausgehend von einer weiteren Fachperson auszusetzen. Des Weiteren helfen handfeste Tools, wie die mentale Kommode, ein wenig Ordnung ins oftmals vorliegende Chaos zu bringen und gemeinsam die ersten angehenden Mini-Schritte zu priorisieren. Dadurch erhöht sich drastisch die Wahrscheinlichkeit, dass die ersten Bewegungen im Klientensystem zielgerichtet in Richtung der gewünschten Zukunft gehen, die eigene Selbstwirksamkeit erhöhen und Hoffnung induzieren können. Das Imaginieren und das «so tun als ob» kann es den Klienten erlauben, sich für einen Moment in eine gute und selbstbestimmte Zukunft zu versetzen um Kraft und Energie zu tanken für die nächsten kommenden (Entwicklungs-)Schritte. Dabei ist essentiell, dass die Fachperson ganz im Sinne der Haltung des Nicht-Wissens diese Reise anzutreten hilft und sich bewusst zurücknimmt.
Mein persönliches Fazit zu Ina Hullmanns «Hypnosystemischen Top-10-Tools» ist, dass es sich hierbei um ein Fundus von weiterführenden Möglichkeiten handelt um mit Menschen zu arbeiten. Und dies unabhängig vom Arbeitskontext. Gerne möchte ich dazu einladen, diese Tools auszuprobieren und den persönlichen professionellen Arbeitskoffer mit dem Einen oder Anderen daraus zu bereichern!
Rainer Fretz-Männel, PhD, PCC
Lösungen im Blick, Bern