Ich liebe generell Geschichten über Märchen. Russische Sagen kenne ich jetzt nicht so viele, daher war ich um so neugieriger, was uns in diese Geschichte erwartet. Es fängt langsam an, noch vor Wasja’s Geburt, und baut sich immer mehr aus. Es wird düsterer, bedrückender und gefährlicher. Bis Wasja’s Schicksal sie einholt.
Im Grunde fängt die Geschichte mit einer Geschichte an. Dunja, die schon lange das Kindermädchen von Pjotr Wladimirowitsch, einem Bojar. Da war Wasja noch nicht geboren und wir erfuhren zuerst über die Lage dieser Familie und wer welche Rolle hat. Als Wasja geboren wird, wird schnell klar, dass sie anders ist. Ein wildes Mädchen, immer auf der Suche nach Abenteuer. Je älter sie wird, desto mehr “sieht” sie. Sie sieht all diese Wesen um sie herum. Geister, die ihr zu Hause, den Wald, den Fluss beschützen. Doch sie merkt auch sehr schnell, dass sie vorsichtig sein muss und es nicht offen zeigen soll. Als ihr Vater nochmals heiratet, wird es noch komplizierter. Denn ihre neue Stiefmutter tut alles, um Wasja zur Besinnung bringen.
Je älter Wasja wird, um so mehr erfahren wir über diese Wesen und was ihre Aufgaben sind. Sie lernt viel von den Wesen und kümmert sich quasi um sie. Jedoch ist es für ihren Vater eine Herausforderung, weil niemand ein “wildes” Mädchen heiraten will, die nicht gehorcht. Es passiert viel, aber nicht so viel, dass es unheimlich spannend ist. Es ist interessant und absolut nicht langweilig, für viele könnte es aber als zäh und lahm angesehen werden.
Es spielt hauptsächlich in Wasja’s zu Hause. Die Jahre vergehen schnell, die Übergänge fand ich aber sind gut gelungen. Am meisten passiert tatsächlich in den Wintertagen. In Nordrussland ist es extrem kalt und die Familie muss wortwörtlich ums Überleben kämpfen. Sie haben nicht immer genügend zu essen und es besteht die Gefahr zu erfrieren. Ich habe wahrlich Respekt vor den Menschen, die unter diesen Umständen leben müssen.
Dann kam ein Priester aus Moskau und dieser wirbelte alles durcheinander. Ich empfand ihn als einen extrem Gläubigen. Er nutze seine Position aus, machte den Bewohnern Angst. Je länger er bliebt, desto weniger glaubten die Bewohner an ihre Hausgeister, was sie schwächte… Ein fataler Fehler, denn die böse Macht in den Wäldern hat genau auf diesen Moment gewartet. Oh ich wollte den Bewohnern eins auswischen und sie wieder zur Vernunft bringen. Insbesondere Anna, Wasja’s Stiefmutter.
Hinten im Buch ist noch ein Glossar aufgeführt, was sehr praktisch ist, da viele Begriffe auf russisch sind und mir persönlich unbekannt waren. An sich mochte ich alle Charaktere. Insbesondere Wasja. Sie musste quasi tagtäglich kämpfen, um die Hausgeister am Leben zu erhalten und musste dennoch oft Prügel einstecken und von der Stiefmutter gedemütigt werden. Sie ist mutig und sich selbst treu. Eine sehr starke Fähigkeit, die nicht mal die Männer im Buch hatten. Die Aufgabe der Frauen ist nämlich entweder zu heiraten, oder ins Kloster zu gehen. Doch das Schicksal hat mehr für Wasja vorgesehen. Ich konnte mir zwar die Landschaft vorstellen, da es schön detailliert beschrieben wird. Die Charaktere an sich aber überhaupt nicht. Ich war aber froh, dass Wasja wenigstens ihren treuen Bruder Aljoscha an ihrer Seite hatte. Auch wenn er nicht so ist wie sie, glaubte er an ihr und beschützte sie auch.
Wer sich für die russischen Märchen und Sagen interessiert und es ein wenig düster und brutal mag, ist hier genau richtig. Es war kein Highlight, aber die Geschichte über die ganzen Wesen aus Russland gefiel mir sehr. Das Ende ging mir etwas zu schnell und war etwas unlogisch. Ich hoffe aber, dass im zweiten Band mehr aufgeklärt wird.