Beim Lesen dieses Buches musste ich immer wieder spontan lachen, weil einzelne Sätze einfach umwerfend komisch klingen. Ich mag kurze, knackige Sätze und kreative Formulierungen. Das gefällt mir am Text. Es ist gut nachvollziehbar dass Gulia Becker auch als Autorin für Comedyformate am Fernsehen arbeitet.
Ernste Themen wie psychische Gesundheit können aber so nicht mit Tiefgang angegangen werden. Der entsprechende Abschnitt über Therapie macht sich höchstens über das schon zur Genüge beklagte Gesundheitssystem lustig ohne sich mit dem eigentlichen Thema zu befassen.
Thematisch wurden meine Erwartungen nicht erfüllt, weil sich das Buch nicht mit dem Thema befasst mit dem ich nach dem Klappentext gerechnet habe, nämlich mit den negativen Seiten des verschwenderischen Konsums. Da gäbe es noch viel Raum für satirische Anmerkungen. Einige Geschichten haben gar nichts mit dem Thema zu tun, z. B. Katzen, Hüpfburg, Detektivin.
Auch vermisse ich einen roten Faden. Das Buch erinnert teilweise an einen sporadisch geführten skizzenhaften Zettelkasten mit Ideen zum Schreiben oder für Comedynummern. Auch nach Gulia Becker selbst ist es „einfach Jux“ (Interview beim NDR) ohne inneren Zusammenhang. Schliesslich mussten ja rechtzeitig 200 Seiten gefüllt werden wie die Autorin gegen Schluss selber entlarvend schreibt…
Einige Geschichten sind aber durchaus unterhaltsam und gut geschrieben, z. B. das Reisekapitel, das Strandgedicht und das perfekte Dinner.
Das Buch ist eine typische „Fast Food“ Lektüre für eilige Lesende die sich zwischendurch amüsieren wollen, nicht mehr und nicht weniger.
Gulia Becker hat-sicher nicht unverdient- schon einen ziemlich grossen Bekanntheitsgrad als Autorin und Podcasterin. Deshalb stellt sich mir abschliessend die ketzerische Frage: wäre das vorliegende eher belanglose Buch auch so vom Verlag gepusht worden wenn sie völlig unbekannt wäre? Da hat wahrscheinlich die Marketingabteilung ein gewichtiges Wort mitgeredet.