Olga Grjasnowa erzählt in ihrem neuen Roman “Juli, August, September” die Geschichte von Lou, die sich auf der Suche nach sich selbst, dem Sinn des Lebens und ihrer verzwickten Familiengeschichte befindet. Lou ist eine jüdische Frau in Berlin, die mit ihrem zweiten Ehemann Sergej, einem jüdischen Pianisten, und ihrer nicht religiös erzogenen Tochter Rosa lebt. Der Plot nimmt Fahrt auf, als die Familie - im “August” - zu einem grösseren Familientreffen nach Gran Canaria reist.
Während Grjasnowa einige interessante Beobachtungen über moderne jüdische Identität und die Komplexität von Familienbeziehungen macht, bleibt die Geschichte oft an der Oberfläche. Die Hauptfigur Lou wirkt mit ihrer Unbestimmtheit und Identitätssuche in Tel Aviv - im “September” - eher klischeehaft als überzeugend. Das Ende des Buches wirkt ebenfalls eher halb fertig. Fast so, als wisse man nicht mehr, was es noch zu sagen gibt.
Die Autorin versucht, mit zynischem Humor die Familiendynamiken zu beschreiben, aber die “wechselseitige Missgunst” der Charaktere wird auf Dauer ermüdend. Auch wenn das Buch aktuelle Themen aufgreift, fehlt es ihm an echter emotionaler Tiefe. Ausserdem bleiben zu viele Fragen am Schluss unbeantwortet.
Fazit: Ein guter Roman - schöner Zeitvertrieb, der unterhaltsam ist, aber sein volles Potenzial nicht ausschöpft.