Timbuktu - an diesen fiktiven Ort wird die Reise von Mr. Bones, dem Hauptprotagonisten und Willy, seinem Herrchen irgendwann führen. Aber langsam …
Mr. Bones ist ein Hund, ein Mischling und er gehört Willy G. Christmas. Miteinander leben sie auf der Strasse, von Almosen und aus dem, was die Strasse so hergibt. Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht von Mr. Bones. Er kann zuhören und Willy mag stundenlang erzählen. So berichtet Mr. Bones aus dem Leben von Willy, wie es dazu kam, dass er auf der Strasse lebt, wie Mr. Bones zu ihm kam und weshalb sie nun in Baltimore sind. Willy ist krank, er hustet, zwischenzeitlich sogar Blut. Daraus ergeben sich weitere Stationen im Leben von Mr. Bones, in denen er andere Lebensweisen kennenlernt, er erhält sogar noch zwei andere Namen, z.B. Sparky. Dabei erfährt man immer, was er erlebt, hört, seine eigenen Gedanken und seine Träume. Immer aber erinnert er sich an Willy und denkt an Timbuktu, der Ort, an dem er hofft, wieder auf Willy zu treffen.
Paul Auster hat mit diesem Buch wieder seinen grossen Einfallsreichtum bewiesen. Es ist ein Buch ganz anders als alle anderen, die ich von ihm gelesen habe. Es ist leicht zu lesen. Ich hatte vermutlich fast konstant ein Lächeln im Gesicht, auch wenn es oft tieftraurig war. Was das Buch mit den anderen Werken von Paul Auster gemeinsam hat, ist das Zusammenspiel von Zufällen und Entscheidungen im Leben. An einer Stelle kommt auch der Autor selbst als Nebenprotagonist vor.
Eine Empfehlung, wenn man Lust hat auf ein einfaches, leicht zu lesendes und unterhaltsames Buch, das zwar sehr gängige Themen wie Liebe, (Un)menschlichkeit, was das Leben aus macht, Verlust, Einsamkeit … anspricht, das man aber trotzdem liebend gerne lesen mag.
- Er (sein Herrchen Willy) war ein Streuner, ein rahbeiniger Glücksritter, ein einzigartiger Zweibeiner, der sich die Regeln nach Belieben zurechtbog. Eines Morgens Mitte April standen sie einfach auf und zogen los, machten sich auf ins grosse Unbekannte und wurden bis zum Tag vor Halloween nicht mehr in Brooklyn gesehen. Konnte sich ein Hund etwas Besseres wünschen? Mr. Bones hielt sich für das glücklichste Wesen auf Gottes weiter Erde.
- Willy: Aber die Wahrheit ist, dass Hunde lesen können, Freundchen. Warum sollten sie denn sonst diese Schilder an die Postamttür anbringen? ‘Für Hunde verboten, ausgenommen Blindenhunde’. Verstehst du, was ich meine? Der Mann mit dem Hund kann doch gar nicht sehen, wie soll er da das Schild lesen können? Und wenn er es nicht lesen kann, wer dann? Und genau das lernen sie in der Schule für Blindenhunde. Sie erzählen es bloss keinem.
- … zum erstenmal begriff er, dass die Erinnerung ein Ort war, ein realer Ort, den man aufsuchen konnte, und dass es nicht unbedingt schlecht war, ein paar Augenblicke bei den Toten zu verweilen, sondern eine Quelle grossen Trosts und grosser Freude sein konnte.
- Die Familie Jones hatte ihm eine völlig andere Welt gezeigt als die, die er durch Willy kennengelernt hatte, und es verging nicht ein Tag, an dem ihm nicht eine plötzliche Erkenntnis kam oder ihm schmerzhaft bewusst hatte, was ihm in seinem bisherigen Leben gefehlt hatte.