Dieses Buch hat nur teils meinen Erwartungen entsprochen. Ich durfte das Buch im Rahmen einer Leserunde der Nominierungen des Schweizer Buchpreis lesen und rezensieren. Wie auch schon beim diesjährigen Gewinner “Seinetwegen” von Zora del Buono ist es auch bei Martin R. Dean die Geschichte einer Suche nach seinen Wurzeln. Der Autor schildert vor allem seine Kindheit, aber auch einige Passagen aus seinem Leben, v.a. die seiner Recherche nach Familienangehörigen, zu denen der Kontakt abgebrochen war. Als Kind einer Schweizerin und eines Inders hat der Autor die ersten Jahre seines Lebens in Trinidad verbracht. Die Frage nach seiner Identität, sprich Selbstfindung und Streben nach Zugehörigkeit prägen sein gesamtes Leben.
Als Leserin habe ich in diesem Buch allerlei spannende Geschichten entdeckt: die Eindrücke und Schilderungen vom Trinidad der fünfziger Jahre, wie es ihm mit diesem Hintergrund in einem kleinen Dorf der Schweiz in der Kindheit und Jugend ergangen ist, die Geschichte seiner deutschen Grossmutter, die wegen einer Hungersnot in die Schweiz migriert ist und die Charakteristik seiner Mutter, deren Horizont zu gross war für die Familie und die den Mut gehabt hat, sich alleine in Trinidad mit einem kleinen Kind durchzuschlagen, auf der anderen Seite doch sehr kalt und unnahbar für den Sohn beschrieben wird. Die Ambivalenz der Mutter zu vermitteln ist dem Autor sehr gut gelungen.
Leider muss ich zwei Sterne von meiner Bewertung abziehen, da der rote Faden fehlt. Es gibt viele Zeitsprünge, da die Passagen in einer nicht nachvollziehbaren Reihenfolge angeordnet sind. Ich habe etwas länger gebraucht, weil mir zwischendurch die Motivation verloren gegangen ist. Es gibt Gedankengänge, die eigentlich in keinem Zusammenhang stehen zur Familienrecherche.
Dennoch kann ich das Buch allen weiterempfehlen, die sich für Migration und Identitätssuche bei einem komplexen familiären Hintergrund interessieren.