Dann ist «Charly Broms Dilemma» von Lukas Linder die richtige Wahl. Ich-Erzähler Charly, Krimi-Autor, Ehemann, Vater des fünfjährigen Emil, erhält einen Anruf aus der Vergangenheit – und gräbt anschliessend mehrere Wochen zwanghaft an einem Loch vor seinem Haus, bis seine Frau ihn zurück in sein Elternhaus schickt, um aufzuarbeiten, was auch immer er aufzuarbeiten hat.
Linder schreibt mit trockenem Humor, der mir mehr als einmal Lachtränen in die Augen trieb. Es sind harmlose Alltagsbemerkungen, meist über das Leben und den Tod, die bei ihm einen unerwarteten Spin erleben. Es sind Szenen, die ins Absurde kippen, die er auf die Spitze treibt, aber ohne dass es lächerlich würde. Noch während ich das schreibe fallen mir seine Nebenfiguren ein, die doch an der ein oder anderen Stelle karikiert wirken. Aber er hält die Balance enorm geschickt, sodass ich mit grösstem Vergnügen in Charlys nicht so unschuldige Jugend eingetaucht bin und ihn bei seinen dezenten, teils kulinarisch verpackten Verhörversuchen beobachtet habe. Und über allem schwebt die Frage: Wer bin ich? Was macht mich aus? Gibt es Ereignisse, die alles zu überschatten vermögen, was ich sonst geleistet habe?
Ein Roman von genau der richtigen Länge, urkomisch, teils philosophisch – ein Tipp der Verlagsvertreterin, den ich begeistert weiterreiche.