Einleitung: Ein Freund hat mir dieses Buch geliehen, da es sich mit dem brutalen Mordfall von Seewen beschäftigt, den der Autor Jacques Nordmann erneut untersucht hat. Er ergänzt die Fakten mit seinen eigenen Erkenntnissen, wobei der Fall bis heute ungelöst bleibt. Weder der Täter noch das Motiv wurden endgültig geklärt, und der Fall ist mittlerweile verjährt.
Inhalt: Ein abgelegenes Haus in der Nähe von Basel, ein Mörder mit fünf Toten auf dem Gewissen und eine Tatwaffe, die nach Jahren als das mutmaßliche Mordinstrument identifiziert und einem Mann zugeordnet werden konnte – doch dieser behauptet im Verhör, die Waffe bereits vor langer Zeit auf einem Flohmarkt verkauft zu haben. Zudem wird die Theorie aufgestellt, er könnte ein unehelicher Sohn des Opfers sein. Ein Jahr nach dem Mord verschwand der Mann spurlos, und es gab keinerlei Kontakt zu seiner Mutter mehr. Doch trotz all dieser Elemente bleibt der Fall ein ungelöstes Rätsel. Auch über 40 Jahre nach der Tat, ohne ein klares Motiv und mit unklarer Täterschaft, kann der Mord nicht abschließend aufgeklärt werden. Nordmann versucht, das Buch durch einen Kunstgriff zu „retten“, indem er sich am Ende in die Perspektive des mutmaßlichen Täters begibt.
Zitat: „Die Basler Nachrichten berichteten am 8. Juni 1976, dass die Leiche von Eugen Siegrist vor dem Haus gefunden worden sei. In Wirklichkeit lag sie jedoch in der Küche der Waldhütte. Die Leser, die den Fall in der Presse verfolgten, waren also nicht vollständig wahrheitsgemäß informiert.“ (Jacques Nordmann)
Persönliche Meinung: Leider hat mich dieses Buch enttäuscht. Die Herangehensweise von Jacques Nordmann wirkt auf mich wenig überzeugend. Es scheint, als würde er mit aller Kraft versuchen, einen tragischen Mordfall zu rekonstruieren, der aufgrund der fehlenden Beweise und eines fehlenden Motivs schlichtweg nicht gelöst werden kann. Was mich besonders irritiert, ist die Frage, warum Nordmann überhaupt das Bedürfnis hat, diesen Fall aufzuwärmen. Trotz zahlreicher Wiederholungen von Abläufen, Spekulationen und Mutmaßungen wird die Geschichte dadurch nicht fesselnder – im Gegenteil, man hat den Eindruck, dass er diese Elemente nur verwendet, um das Buch künstlich zu verlängern. Besonders fragwürdig finde ich die Einflechtung des Zeitgeists von 1976: Die Erwähnung von Abba und Peter Alexander in diesem Zusammenhang erscheint mir willkürlich und wenig hilfreich. Auch die Spekulationen über den möglichen Täter und die Kritik an der kriminalpolizeilichen Arbeit wirken auf mich eher überheblich und nicht besonders fundiert.
Fazit / Empfehlung: Die 140 Seiten sind zwar schnell gelesen, doch insgesamt sind sie wenig erhellend. Wer sich für ungelöste Kriminalfälle interessiert, wird hier nicht wirklich fündig. Die Lektüre lohnt sich in meinen Augen nicht.