Normalerweise starten Liebesromane ja oft damit, dass die Heldin gleich auf den ersten Seiten von ihrem untreuen Freund/Mann betrogen wird. Hier wählt die Autorin eine andere Perspektive. Edie wird nicht Opfer eines Betrugs - sie selbst küsst einen frisch verheirateten Mann und wird dabei prompt von der entsetzen Braut erwischt. Edies widersprüchliche Gefühle - sie ist in Jack verliebt, spürt aber auch, dass es falsch ist - werden auf nachvollziehbare Weise geschildert, ohne zu sehr ins Dramatische abzudriften. Der Shitstorm der nach der Sache über Edie hereinbricht, ist eine eindrückliche Parabel auf unsere Gesellschaft, in der fremde Menschen, ohne genue Kenntnis der Ausgangslage auf jemanden einprügeln, nur um sich selbst besser zu fühlen. Zugleich zeigt die Story aber auch, dass über Männer nach wie vor mildere soziale Urteile gefällt werden als über Frauen.
Edies Weg zurück zu ihren Wurzeln ist berührend. Dass sie am Ende erkennt, wie weit sie sich von sich selbst entfernt hat und sich mit alten wie neuen Fehlern auseinandersetzt, beeindruckte und motivierte mich als Leserin. Es ist nie zu spät für zweite Chance…und nie zu spät, sich zu versöhnen.