Der zweite Roma von Benedict Wells hat mich oft genervt, er war anstrengend, chaotisch und manchmal sogar langweilig.
Das sind für mich aber nicht unbedingt negative Assoziationen, denn ein Roman soll für mich Gefühle wecken, manchmal auch unliebsame.
Und das hat Wells mit “Spinner” bei mir super hingekriegt! Jesper ist 20 und möchte ein grosser Schriftsteller werden, steckt aber noch in dieser wirren Selbstfindungsphase einer heranwachsenden Person, was ihn blockiert. In Berlin will er seine Kreativität fliessen lassen, hat aber auch Angst sich selbst zu vertrauen und Entscheidungen zu fällen.
Ja, das Buch wirkt manchmal sehr konstruiert und die Geschichte wirkt etwas an den Haaren herbei gezogen.
Doch für mich sind die Empfindungen und die Sprache eines Autors oder einer Autorin sehr zentral; was löst die Geschichte in mir aus? Für mich hat das hier gut funktioniert. Ich kann mit Jesper wieder diese verwirrenden Gefühle beim Erwachsenwerden nachfühlen, die schlaflosen Nächte, diese Wechselbäder der Gefühle, wen die Hormone und der Kopf verrückt spielt. Das fand ich intensiv und lesenswert!