(Inhalt vgl. Cover)
Das Cover gefällt mir sehr gut. Da dies nicht mein erstes Buch ist, das sich dem Thema «Frauen schrieben Geschichte – Männer bekamen dafür den Ruhm» widmet, musste ich bezüglich der Farben schmunzeln. Ich wusste, dass es Momente geben wird, wo ich mich aufrege (und vielleicht einen roten Kopf bekomme). Ich habe mehrere geschilderte Situationen in meinem beruflichen Umfeld selbst erlebt. Daher habe ich ab einem gewissen Moment ein mitleidiges Lächeln für diese Männer nicht unterdrücken können.
Jede der Geschichten ist interessant, aufwühlend, macht wütend und hilflos. Und viele Fragen bleiben unbeantwortet. Die Autorin zeigt, wer die Frauen sind, die unsere Gesellschaft bis heute wirklich vorangebracht haben. Sie hat für ihr Buch gründliche recherchiert, das Literatur und Quellenverzeichnis ist umfassend, ebenso die Anmerkungen.
Ein paar Beispiele ohne weiteren Kommentar:
- Der weisse, gutbürgerliche Mann wurde in allen Kategorien zur Spitze der Schöpfung erklärt: Er war der Standard, alle anderen galten als eine minderwertige Abwandlung davon.
- Wurden Männer für ihre politischen Taten zur Rechenschaft gezogen, sollten Frauen primär dafür bestraft werden, ihrer vermeintlich natürlichen Rolle als Hausfrau und Mutter nicht nachgekommen zu sein.
- Der bewaffnete Dienst von Frauen kann nicht akzeptiert werden. Frauen sollten stattdessen weibliche Arbeiten verrichten, die ihrer Stärke und ihrem Geschlecht angemessen sind, wie Nähen, Wäscherei und Krankenpflege.
- Die Aufregung darüber, dass sich Frauen Zutritt zum Parlament verschafft hatten, war so gross, dass über den Inhalt der Petition selbst gar nicht diskutiert wurde. (!)
- Als vorderste gesellschaftliche Pflicht einer Frau galt die Ehe, was zahlreiche Gesetze und Verbote untermauerten.
- Das heisst, das Problem der beklauten Frau existiert noch heute, auch wenn die juristische Situation von Frauen nicht mit der vor 50, 100 oder 150 Jahren vergleichbar ist.
- Je mehr eine Frau arbeitet, desto mehr profitieren die Männer in ihrer Umgebung davon und desto weniger Anerkennung wird ihr selbst zuteil.
Das Buch lässt mich in erster Linie hilflos und mit Fragen zurück. Wie kommt es zum Beispiel, dass die Grundrechte der Menschenrechtserklärung von vielen Staaten, welche diese anerkannt haben (147 Länder von 192 UN-Staaten), jeden Tag verletzt werden? Woher kommt diese Arroganz, dass «Weisse» besser sind als «Nicht-Weisse»? usw.
Ich teile die Hoffnung der Autorin:
Ich hoffe deshalb sehr, dass ich ihnen (den vielen Frauen, deren Ideen, geistiges Eigentum und Verdienste an der Gesellschaft oder für den Fortschritt geklaut wurden) mit diesem Buch zumindest einen Teil ihrer Stimme zurückgeben kann und dazu beitrage, dass sie rückwirkend die Aufmerksamkeit und Anerkennung erhalten, die sie zu Lebzeiten verdient hätten.