…das ich bisher gelesen habe. Franziska Schutzbach zeigt auf, warum intensive Frauenfreundschaften so wichtig für uns sind und was sie alles bewirken können. Uns verbunden zu fühlen schenkt uns z. B. Hoffnung und Zuversicht in das Leben, die Zukunft, die Menschheit. Das wiederum schützt uns vor den Verführungen des Populismus. In intensiven Freundschaften wird aber auch diskutiert, werden Missstände benannt, Lösungen gesucht, einige davon werden verworfen, es werden aber auch welche gefunden, die das Leben Schritt für Schritt verbessern.
Schutzbach plädiert zudem dafür, dass wir uns mehr Geschichten erzählen über unsere Schwestern, Mütter, Tanten, Grossmütter etc. – damit wir uns als Frauen verortet und nicht isoliert fühlen. Denn sich selbst in diese Genealogie einzureihen vermittelt neben der Zugehörigkeit Trost und Stärke.
Das sind nur zwei Aspekte für die sich die Lektüre von «Revolution der Verbundenheit» über die Masse lohnt und warum ich das Buch mit Vorliebe empfehle. Schutzbach stellt ihren Kapiteln, die in beliebiger Reihenfolge gelesen werden können, immer einen Brief voran, den sie an eine andere Frau geschrieben hat. In den Briefen legt sie ihre Gedanken zum Thema des jeweiligen Kapitels auf eine einfache Weise dar. Einfach, weil Schutzbach Wissenschaftlerin ist und man das den auf den Brief je folgenden Erörterungen mal mehr, mal weniger stark anmerkt. Manche Abschnitte sind dadurch etwas schwieriger zu lesen, aber es lohnt sich. Sie schaut kritisch auf die bisherige Frauenbewegung, auf Utopien – gelebte oder fiktive (inkl. weiterer Lektüreoptionen) – auf unsere Kulturgeschichte und wie diese sich auch interpretieren lässt (wie kann bspw. die Geschichte von Odysseus’ Frau Penelope noch gelesen werden, ausser als passives und treues Warten auf den Mann, der ihrem Leben einen Sinn verleiht?).
Sie gibt uns Anregungen und sie macht uns Mut. Mut, uns die Hände schmutzig zu machen und für uns, unsere Werte und das Leben, das wir führen möchten einzutreten. Denn einen «sauberen» Feminismus wird es nie geben. Dafür sind wir alle zu verschieden, zu geprägt von Gesellschaft und Kultur, zu menschlich. Wir werden Fehler machen, aber das ist in Ordnung, wenn wir darüber zu reden bereit bleiben, sagt sie.
Nach der Lektüre stehen wir nicht mit einem fix-fertigen Bauplan für eine gleichberechtigte Welt da – vielmehr setzt Schutzbachs Buch behutsam einen Prozess in Gang, dessen Ende offen ist, mich aber hoffnungsvoll stimmt.