1946 Deutschland nach dem Krieg und seine Kriegswunden liegen offen zutage. Lena, Flüchtling aus den ehemaligen Ostgebieten, hat es nach Nordfriesland verschlagen. Dort bemüht sie sich eine neue Heimat für sich und den Rest der Familie zu gestalten. Sie hat mehrere Arbeitsstellen, um zu überleben und etwas Geld zu sparen für ihren großen Traum vom Medizinstudium. Doch die Flüchtlinge werden nicht von allen gern gesehen. Missgunst, Angst vor Überfremdung und auch persönlicher Hass machen Lena das Leben schwer. Einzige Lichtblicke sind ihre Kollegin Doro und Rainer, in den Lena verliebt ist. Doro zeigt Lena, dass das Leben nicht nur aus Arbeit und Tristesse besteht und wie befreiend Tanzen zu Swingmusik sein kann. Das lenkt Lena ein wenig von ihren allgemeinen Sorgen und denen um Rainer ab. Ein alter Bekannter von Rainer ist zurück und damit wird die Frage nach Schuld, Verantwortung für begangene Verbrechen und Vergeltung immer drängender .
Das Buch hat mich sehr berührt und ich fand es dabei auch spannend. und informativ. Dies ist bereits der 2. Band , der Lena in ihr neues Leben begleitet. Ich habe den ersten bisher nicht gelesen, aber alle wichtigen Informationen habe ich bekommen und konnte der Handlung gut folgen. Lena steht in meinen Augen für all die Flüchtlinge aus den verlorenen deutschen Gebieten, die mit dem Krieg und Vertreibung alles verloren haben und nun neue Heimat suchen. Ich stelle mir das sehr schwierig vor , da es meist Frauen waren, die oft nicht wussten , was aus ihren Männer, Söhnen, Brüder und Vätern geworden ist. Wohnraum und Lebensmittel sind knapp und so kann ich auch die Einheimischen verstehen, die die Fremden als Bedrohung erleben. Lena kann ich nur bewundern, wie sie sich gegen die Tristesse stemmt und sich bemüht, so etwas wie Alltag für sich und ihre Angehörigen zu schaffen. Um so mehr habe ich ihr die unschuldigen Auszeiten beim Tanzen gegönnt. Leider sehen das nicht alle so. Und ich kann Lena zu ihrer Erkenntnis nur gratulieren, dass man immer seinem inneren Kompass folgen sollte und sich nicht alles gefallen lassen darf.
Mir persönlich hat besonders gut die Darstellung von Rainers Gewissenskonflikt gefallen. Er stellt sich die Frage, in wie weit er Verantwortung für die begangenen Kriegsgräuel trägt. Bleibe ich Zuschauer und hoffe auf eine bessere Zukunft oder muss ich aktiv dazu beitragen, dass die Verbrecher von damals zur Rechenschaft gezogen werden ? Fast führt dieser Konflikt zum Bruch mit Lena. Die gefundene Lösung hat mich völlig überzeugt und deckt sich mit meinem Gerechtigkeitsempfinden .
Trotz dieser zum Teil schwierigen und eher düsteren Themen unterhält der Roman sehr gut, da die Autorin immer wieder schöne, unbeschwerte Momente schildert und das Buch eine Atmosphäre von Hoffnung und Aufbruch prägt.