Habe ich auch nichts vergessen? Prüfend wandert mein Blick über die aufgelisteten Lebensmittel und bleibt dann skeptisch an einer bestimmten Stelle kleben: Fisch. Fest entschlossen, streiche ich ihn von meiner Einkaufsliste. Es sind ein paar Tage vergangen, seit ich „Das Meer“ zu Ende gelesen habe, und dennoch umspült es meine Gedanken. Noch nicht gänzlich verdaut ist das Gelesene über die grausamen Machenschaften der Fisch-Mafia, den damit involvierten und perfiden Sklaven-und Menschenhandel, das absichtliche Versagen der globalen Politik und zuletzt die Profitgier des Menschen. Die junge Biologin Teresa verschwindet spurlos im Einsatz auf einem modernen Fischfangschiff auf hoher See. Entsetzt ist nicht nur ihr Geliebter und Ausbilder John Render von der zuständigen EU-Behörde in Brüssel. Genauso am Boden zerstört sind Ragna di Melo und ihre Truppe von radikalen Umweltaktivisten, die eine mörderische Methode entwickelt haben, die skrupellose Ausbeutung der Meere zu beenden. Um das Leben der Frauen zu retten und das Schlimmste zu verhindern, liefern sich drei Männer mit sehr unterschiedlichen Anliegen einen Wettlauf gegen die Zeit. Meiner Meinung nach, handelt es sich bei „Das Meer“ um das bisher persönlichste Buch von Wolfram Fleischhauer. Die Figur Adrian verkörpert wohl den jungen Fleischhauer selbst. Es macht den Anschein als habe er seine eigenen jahrelangen Erfahrungen, als Dolmetscher in Brüssel, einfliessen lassen. Für mich ist die Geschichte daher durchaus nachvollziehbar. Einzig auf die enthaltene Liebesgeschichte hätte ich verzichten können. Sie unterbricht mir zu oft die fundiert recherchierte und brisante Mischung aus Öko-Krimi und Politdrama. Trotz dieser kleinen Enttäuschung: Wolfram Fleischhauer zählt zu meinen absoluten Lieblingsautoren. Seine Vielseitigkeit, sein grosser Einfallsreichtum und wie er mit seiner Schreibkunst Romanfiguren zum Leben erweckt und ihnen eine Identität verleiht, all das gefällt mir sehr!