Ich will ehrlich sein – bis die Geschichte Fahrt aufnimmt und richtig interessant wurde, sind für mich erstmal 120-150 Seiten vergangen. Aber ab dann war ich total invested und konnte mich nicht mehr losreissen.
Die Charaktere sind interessant und vielschichtig geschrieben – Calla mit ihrer tödlichen Vergangenheit und dem Willen aus Stahl, Anton als ungebundener Geist immer erpicht auf ein neues Abenteuer und Prinz August, der stets bemüht ist, unentdeckt zu bleiben. Alle haben ihre kleinen Geheimnisse und können es sich kaum leisten jemandem zu vertrauen.
Die Verbindung zwischen Anton und Calla ist zuerst fragil, stärkt sich immer weiter und wird dann in ihren Grundfesten erschüttert – ich bin am Ende des Buches regelrecht zusammengezuckt! Ich würde jedoch sagen, dass sich der Romance Anteil im Buch sehr bedeckt hält – es ist weder eine Enemies-to_Lovers Geschichte meiner Meinung nach, sondern eher eine Lovers-to-Enemies Geschichte. Und davon haben wir einen kleinen Anteil – es geht eher um das grosse Ganze in San-Er, das Spiel und geheime Pläne im Untergrund.
Der Schreibstil ist sehr gut, nebst den drei Hauptprotagonisten wechselt man auch immer mal wieder in die Perspektiven scheinbar unwichtiger Nebencharaktere oder Unbekannter, um alle Ereignisse und Entwicklungen im Blick zu haben. Das ist nicht jederfraus Sache, aber ich mochte das sehr gerne. So bleibt die Geschichte dynamisch und spannend.
Das Worldbuilding hat auch überzeugt – die Zwillingsstädte San-Er erinnern mich sehr an die Stadt Piltover aus der Netflix Serie «Arcane», zumindest habe ich mir das immer wieder so vorgestellt. Auch das wenig magische, das Springen der Qis fand ich anschaulich beschrieben und sehr interessant umgesetzt.
Im März wird die Reihe fortgesetzt und nach dem Cliffhanger kann ich es kaum abwarten, was da noch auf uns zukommt.