Rain hat nach der Geburt ihrer Tochter Lily ihren Beruf als Journalistin vorübergehend an den Nagel gehängt. Sie geht völlig in ihrer Rolle als Hausfrau und Mutter auf und ihr Mann Greg ist froh, dass sie mit der Geburt die Schrecken der Vergangenheit überwunden hat. Rain wurde als 12-jährige Opfer eines Verbrechens, bei dem ihre beste Freundin starb und ein Freund tief traumatisiert wurde. Ihr Leben verläuft in ruhigen Bahnen, bis Steve Markham ermordet aufgefunden wird. Markham wurde angeklagt, seine Frau und das ungeborene Kind getötet zu haben und wurde freigesprochen. Rain und ihre Freundin aus Journalistentagen erkennen Parallelen zum Fall aus Rains Kindheit und beginnen zu ermitteln.
Der Start in diesen Thriller ist mir unheimlich schwergefallen. Denn Andeutungen aus der Sicht einer Figur, sind betont vage gehalten und erfüllen einen Zweck: Den Leser zu Beginn zu verwirren. Was an und für sich nicht schlecht ist, doch gerne möchte ich jedoch zuvor Fakten, um was es in der Geschichte überhaupt geht.
Dann taucht man ein in das Leben der jungen Mutter Rain. Hier gibt es etliche Wiederholungen. Wie es so üblich ist als Mutter eines Babys, verlaufen die Tage gleichförmig. Authentisch wird das zwar beschrieben, doch zum wiederholten Mal zu lesen, wie Windeln gewechselt, Baby gebadet oder Reiswaffeln und selbst gekochter Brei verabreicht wird, ist einfach nur langweilig. Dazu kommt, dass Rain eine Helikoptermutter ist. So stalkt sie per App ihr Baby, das sich in Obhut einer Freundin und danach einer engagierten Tagesmutter befindet.
Irgendwann einmal, in dem Wust von Babyalltag kommt auch das traumatische Erlebnis aus Rains Vergangenheit zur Sprache. Und wird ab da seitenfüllend immer wieder thematisiert. Auch hier machen viele Wiederholungen über den damals erlebten Schrecken und die Gefühle darüber in der Gegenwart das Lesen zäh. Dieser Fall aus der Kindheit nimmt sehr viel Platz ein und verdrängt den Mord in der Gegenwart fast völlig. Da zudem der Täter in der Vergangenheit klar ist, hat man in der Summe nicht viel an Spannung in der Story. Zudem man 1 und 1 zusammenzählen kann und die Verbindung zwischen dem Trauma aus der Vergangenheit und dem Mord in der Gegenwart schnell erkennt. 150 Seiten vor Schluss hat die Autorin leider zu offensichtlich zu erkennen gegeben, wer der Täter ist und weshalb er mordet.
Fesselnd wurde die Frage eingeflochten, ob und wie weit Selbstjustiz okay ist? Eine Frage, die sehr emotional ist und zu denken gibt. Ein Protagonist arbeitet mit Jugendlichen, die massive psychische Probleme haben. Sehr viel Raum nehmen seine Fälle ein, die zwar einerseits keinen Einfluss auf den Hauptfall haben, andererseits jedoch bedrückende Einblicke in die Arbeit eines Psychotherapeuten geben. Hier wird immer wieder einmal der Mahnfinger erhoben. Im Hinblick auf Cybermobbing, den Umgang mit sozialen Medien oder Handyabhängigkeit.
Ich bin leicht enttäuscht von diesem Thriller, denn die Autorin hat weitaus spannende Thriller geschrieben als diesen hier.