“Seinetwegen” überrascht mich sehr positiv - es ist so besonders.
Die Haupthandlung dreht sich um den Unfalltod von Zora’s Vater. Dieser Unfall geschah, als der Vater gerade 33 Jahre und sie selbst acht Monate alt war. Zora del Buono macht sich auf die Suche nach dem Unfallverursacher. Sie will herausfinden, wer er war, wer er ist und was dieses tragische Ereignis mit ihm gemacht hat. Das ist der rote Faden, der gekonnt auch die Rückblenden, Erinnerungen an die Kindheit, die Jugend, wie ihre Mutter das Leben als junge Witwe gemeistert hat. Man muss bedenken, dass die Autorin jetzt in den 60ern ist, die Zeit, die Situation für alleinstehende Frauen eine andere war und die Familie Migrationshintergrund hat. Der Vater war Italiener. Die Autorin lässt einen sehr persönlichen Einblick auf ihre Person und in ihr Leben zu, ehrlich und ohne zu beschönigen berichtet sie über ihre Empfindungen, darüber, dass über Vieles nicht geredet wurde. Ihre Verbundenheit mit der Mutter wird mit einbezogen.
Die Lebensgeschichte berührt und die Schilderung der damaligen Geschichte, wie die Gesellschaft “tickte” ist sehr interessant, ich denke, gerade für Personen, die in etwa im Alter der Autorin sind.
Der Schreibstil ist präzise, sorgfältig ausgearbeitet und schnörkellos. Ein empfehlenswertes Buch.
Wir (Zora und eine Bekannte) sitzen in dieser grossen Hotelhalle in alten, aber komfortablen Sesseln, rundum wird gesprochen und getrunken und im Hintergrund spielt auch Musik, wir aber sind in unserer gemeinsamen kleinen Welt und bestaunen einander wie Kinder, Geschwister im Erleben. Das Gespräch beruhigt mich insofern, als es meine Bedenken ein wenig zerstreut, dass es grenzenlos egozentrisch und uninteressant für andere ist, über ein fehlendes Elternteil nachzudenken, sondern dass es im Gegenteil mehr Leute betrifft als angenommen, solche, die aus niedergeschriebenen Erfahrungen einer Fremden ihr eigenes Erleben neu betrachten können - und vice versa.