„Das Gesetz der Zeit: der Funke“ gehört zu dieser Art Buch, bei dem ich schon nach den ersten wenigen Seiten wusste, dass ich es nicht mehr so schnell aus der Hand legen werde. Und das, obwohl das Buch mit fast 700 Seiten erstmal ein ordentliches Commitment zu sein scheint. Bei dem Schein bleibt es aber auch, denn man fliegt wirklich nur so über die Seiten.
Darum geht es: Die Hauptprotagonistin Sophia wacht plötzlich 30 Jahre in der Zukunft auf. In einer Stadt, die sich zwar anfühlt wie ihr Heimatort – aber so ganz anders aussieht. Auf der Flucht vor seltsamen Männern, die sie verfolgen, rennt sie ausgerechnet in die Arme von Mark. Ihrem besten Freund. Und ihre erste Liebe. Doch irgendwie ist Mark jetzt anders. Und das liegt nicht nur daran, dass er eine Rebellion anführt – er scheint Sophia auch Dinge zu verschweigen. Während sie versucht, aus ihm schlau zu werden und sich selbst in dieser neuen Zukunft zurechtzufinden, kommt ihr die Situation immer seltsamer vor. Was hat die Regierung mit ihrem Verschwinden zu tun und warum tauchen überall diese seltsamen Irrlichter auf?
Meine Meinung: Sophia ist dabei ein super spannender Charakter. Sie wird als sehr kluge, tapfere junge Frau beschrieben, die sich trotz der vielen Ungereimtheiten und dem völligen Neuland, in dem sie sich befindet, nicht unterkriegen lässt und jede Situation so nimmt, wie sie kommt und versucht das beste aus ihr zu machen. An der ein oder anderen Stelle ist sie für meinen Geschmack schon zu reif, zu aufgeklärt für eine 18-Jährige. Aber insgesamt mag ich sie sehr gerne. Generell empfinde ich die Charaktere als gut ausgearbeitet. Man spürt beim Lesen die vielen unterschiedlichen Facetten und Gefühle, die in den Personen schlummern – selbst dann, wenn man die Charaktere noch gar nicht so richtig kennengelernt hat, weil einige (noch) keine tiefere Rolle spielen.
Der gesamte Schreibstil ist extrem fesselnd. Die Szenen sind immer sehr detailreich beschrieben, sodass man sich die Situationen, aber vor allem die Umgebung jederzeit sehr gut vorstellen kann. Manchmal frage ich mich, ob ich noch lese oder gerade einen Film schaue.
Da wir die Handlung aus Sophias Sicht erleben, ergeben sich im Verlauf der Geschichte eine Menge Fragen. Viele davon bleiben unbeantwortet. Normalerweise macht mich das immer ein bisschen fuchsig. Hier spiegelt es perfekt die Beziehungen unter den Charakteren wider und passt hervorragend zur Handlung und Geschichte. Das Buch ist insgesamt sehr Charaktergetrieben und fokussiert sich auf das World- und Charakterbuilding. Man bekommt ein Gefühl für die Menschen, die Regierung und die Art wie sie die Gesellschaft unterdrückt, aber mir kommt die richtige Gesellschaftskritik, die eine Dystopie kennzeichnet, in diesem Band ein wenig zu kurz. Vermutlich, weil so viele Fragen unbeantwortet bleiben und man sich so noch kein exaktes Bild von der Situation machen kann. Für mich, ein Umstand, über den ich gut und gerne hinwegsehen kann, denn ich habe das Gefühl, dass dieses Buch den perfekten Grundstein legt, um im zweiten Teil der Diologie die Lebensumstände wirklich kritisch zu hinterfragen. Darauf freue ich mich. Und darauf hoffe ich.
Für mich ist das Buch ein wirklich gelungener Debütroman und macht Lust auf mehr. Mehr von Sophia, aber auch mehr von der Autorin im Allgemeinen.