In diesem Buch treffen zwei verschiedene Generationen des Aktivismus aufeinander.
Annika ist eine Frau in den Fünfzigern. Sie lebt friedlich mit ihrem Mann Hendrik in Lübeck und führt eine kleinen Schreibwarenladen in der Altstadt. Sie wirkt gesetzt und sortiert.
Bis zu dem Moment, in dem ein Mädchen ihr Geschäft betritt. Luzie kauft Sekundenkleber, sie klebt sich kurzer Zeit später auf der Straße fest. Sie holt Annika aus ihrem bürgerlichen Kokon, indem sie durch Luzies verbissenen Einsatz in ihre eigene turbulente Vergangenheit katapultiert wird. Welche eng mit der Hausbesetzerszene in der Hafenstrasse Hamburgs in den Achtziger Jahren verknüpft ist. Um Luzie vor den Konsequenzen zu warnen, muss Annika sich ihrer eigenen Vergangenheit stellen.
Sehr sensibel wird Annikas Geschichte nach und nach offengelegt. Ihre schwierige Kindheit und auch der Weg in die Hafenstrasse. Milena, ein Mädchen aus ihrer Vergangenheit, wird hierbei zur Schlüsselfigur. Luzie erinnert sie stark an sie. Annika verhält sich emotional, es ist teils schwer, sich in sie reinzuversetzen. Aber mit der Zeit wird es klarer, je mehr sich von ihrer Vergangenheit offenbart. Der Autorin ist es gelungen, die Figuren glaubhaft und mit menschlichen Grauschattierungen zu skizzieren.
Sprachlich gut erzählt, kommt man gut voran (trotz des etwas langsamen Starts).
Sehr interessant waren die vielen Hintergrundinformationen zu der Hafenstrassenproblematik, da war viel Neues dabei. Und schliesslich der Bogen zur aktuellen Klimakrise. Das ist gut gelungen.