Die dunkelblaue Stunde hat von mir konzentrierte Lesestunden verlangt. Wofür steht dunkelblau - die Frage stellt sich nicht primär, aber man kann sie sich stellen.
Andrea soll einen Film über den Schriftsteller Richard Wechsler drehen. Im Team ist auch ihr Freund Tom, Thomas. Die Realisierung des Vorhabens erweist sich als schwierig. Das sind die Vorbedingungen zu diesem Roman, in welchem es auch um die Haltung des Schriftstellers gegenüber dem Leben und sich selber geht, die Haltung zu seiner Position in der Gesellschaft. Das soll auch der Plot von Stamms Buch sein und gleichzeitig stellt sich die Ich-Erzählerin Andrea oft in den Vordergrund, ihre Person, ihre Haltung gegenüber Männern im Allgemeinen, sowie Tom und Richard Wechsler im Speziellen. Auch der Wechsel zwischen den Gedankenspielen Andreas und dem Geschehen in der Realität ist spannend, manchmal herausfordernd und mir hat auch gefallen, wie wenig vorhersehbar die Entwicklung der Geschichte ist.
Die Handlung enthält per se nicht viel Spannung und doch kann sie einen mitnehmen in die Gedanken und in die Leben dieser Personen.
Der Schreibstil war für mich fast durchwegs stimmig. Sehr überrascht haben mich dann Wendungen, die ich platt gefunden habe, mir gar nicht gefallen haben. Sie sind allerdings nicht häufig.
- Ja natürlich, sagt er (Richard Wechsler). Ich will mich hier nicht zum Helfen stilisieren, zum Märtyrer der Literatur, aber ich habe immer öfter das Gefühl, die Literatur zehrt mich langsam auf, mit jedem Buch werde ich ein bisschen durchsichtiger. Man schreibt eben nicht nur mit dem Kopf und mit der Hand, man schreibt mit dem ganzen Körper, den man verbraucht.
- Ist das wahr? Sie (Judith) lässt meine (Andreas) Hand los, atmet tief ein und sagt, ihr Mann wundere sich bestimmt schon, wo sie bleibe.
Meiner auch, sage ich, mein Freund. Mein zukünftiger Ex.